Knuspern Nichts ist vergleichbar

„Gute Arbeit!“, raunte Georg mir zu, nachdem er die finale Reinzeichnung meines Plans für sein spektakuläres neues Gewerbegebiet im Ochsenbauer Süden betrachtet hatte. Es gab kein größeres Kompliment aus seinem Munde, denn er lobte höchst selten die kreativen Ergüsse seiner Mitmenschen. Alles musste er allein machen, schon seit Kindertagen.

Seine Mutter erinnerte gerne an den sechsjährigen Buben, der sein Müsli schon damals selbst zusammenstellen und auf keinen Fall mit Milch zu sich nehmen wollte, sondern nur mit dem selbstgepressten Saft von fünfzehn Orangen feinster Qualität. Oder denken wir an Michael, der bis zu seinem zwölften Lebensjahr ein Zimmer mit Georg teilen musste und sich tagtäglich anhören durfte, er sei nicht gemacht für die friedliche Koexistenz mit seinem zwanghaft reinlichen Bruder.

Zum Glück also durfte ich mich nun an die Organisation des ersten Bauabschnitts machen, konnte die Arbeiter und am Ende auch die Pächter der Ladenzeilen im „Wolfkönig Center“ selber aussuchen und musste nicht noch einmal die entmutigenden Sprüche meines Vorgesetzten erdulden. Zudem konnte ich meinem Lieblingsmetzger eine neue Bleibe verschaffen, nachdem ihm sein Ladenlokal vom Ordnungsamt dichtgemacht worden war. Wer nennt seine Fleischerei auch “Schweine – Schweine – Schweine – Schweine – Schweine – Schweine – Schweine“?