Neue Platten: The Decemberists – "We All Raise Our Voices To The Air"

(Rough Trade/Beggars Group)(Rough Trade/Beggars Group)

7,0

Ist es nun ein Live-Album oder doch eher ein Best-of, mit dem sich The Decemberists nach recht kurzer Zeit wieder zurückmelden? Und lässt sich das Eine wirklich so richtig vom Anderen trennen? Fragen über Fragen!

Zu Beginn des Jahrtausends verbündeten sich Colin Meloy und Entourage und gründeten im US-amerikanischen Portland ihr aufsehenerregendes Folk-Rock-Projekt The Decemberists. Seit seinem Debütalbum „Castaways And Cutouts“ wird das Quintett für seine sehr eigenen Album-Konzeptionen und die famosen musikalischen Windungen und Wendungen von der Kritik gefeiert. Die ersten kommerziellen Erfolge stellen sich aber erst 2005 mit dem dritten Werk der Band ein – „Picaresque“ überzeugt mit melancholischer Seefahrer-Romantik sowie einem Songwriting, das intelligenter und einfühlsamer wohl selten zu finden ist. Es folgt der Wechsel von dem Independent-Label Kill Rock Stars zu dem Major-Label Capitol Records (Anm. der Redaktion: zumindest teilweise. In Europa erscheinen Decemberists-Releases nach wie vor auch beim Indie-Label Rough Trade). Mit „The Crane Wife“ erscheint dann im darauffolgenden Jahr ein weiteres spannendes Konzeptalbum. Colin Meloy lehnt einige der Songs an ein japanisches Märchen an und heimst dafür wiederum eine Vielzahl guter Rezensionen ein. Produziert wurde der vierte Langspieler unter anderem von Chris Walla, seines Zeichens Gitarrist bei Death Cab For Cutie. Im Anschluss an den großen Erfolg von „The Crane Wife“ beschließen die Herrschaften aus Oregon, sich ihren verschiedenen Solo-Projekten zu widmen. Erst im Jahre 2009 melden sich die fünf mit einer weiteren Konzeptplatte zurück: „The Hazards Of Love“ strikt sich um eine reichlich abstruse Liebesgeschichte. Musikalisch entdeckt Meloy sein Faible für das britische Folk-Revival der 60er-Jahre, so dient Anne Briggs‘ 1966 erschienene EP „Hazards Of Love“ nicht nur als Inspiration für den Albumtitel. Das Frühjahr 2010 wird ausschließlich im Studio verbracht, mit dabei ist diesmal R.E.M.-Gitarrist Peter Buck. Als Resultat dieser Zusammenarbeit erscheint im Januar 2011 „The King Is Dead“, das bisher erfolgreichste Album des Quintetts (Platz 1 in den USA), welches ganz klar Richtung Stadion möchte. Nicht umsonst beschwört Colin Meloy die rockige Einfachheit des Langspielers und bekundet seine große Liebe zu ebenjenen R.E.M.

„We All Raise Our Voices To The Air“ ist ein Konglomerat aus den Veröffentlichungen der letzten zehn Jahre, vorgetragen in der unnachahmlichen musikalischen Eleganz und Perfektion der Folk-Rocker. Besonders viel Freude machen Colin Meloys smarte und lustige Ankündigungen und Anekdoten zwischen den Titeln. Das Live-Album verbindet das Schaffen der Band und lässt dabei keinen Abschnitt der eigenen Historie aus, so findet sich z. B. von ihrer allerersten EP „5 Songs“ der Song „Oceanside“ wieder, welcher bisher im Live-Repertoire eher selten zu hören war. Ansonsten bieten die 122 Minuten Musik nicht viel Überraschendes, das Songmaterial setzt sich ziemlich gleichmäßig aus den sechs LPs und den verschiedenen EPs der vergangenen Jahre zusammen.

„We All Raise Our Voices To The Air“ ist vor allem ein wundervolles Best-of für alle Fans der Band aus Oregon. Für Quereinsteiger dagegen bietet das Doppelalbum ein eindrucksvolles Gesamtbild über das Schaffen von Colin Meloy und Co. Aber wie das bei Live-Platten nun mal leider so ist: Die wahre Freude, The Decemberists live zu erleben, lässt sich per Tonträger nur vage erahnen. Jenes „Live erleben“ sei aber jedem, wirklich jedem, wärmstens ans Herz gelegt!

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