Atlas Sound – „Parallax“

VÖ: 04.11.2011
Web: „http://4ad.com/parallax/“
Label: 4AD

Dieses Jahr war bislang ein hochwertiges, was die Qualität der Veröffentlichungen nordamerikanischer Indiemusiker anbelangt. Tu Fawning sorgten gleich zu Beginn für eine hohe Messlatte; dann folgten Destroyer, Battles, die Fleet Foxes, Bon Iver, CANT, Fucked Up und die Handsome Furs, Future Islands und St. Vincent, die Liste ließe sich leicht noch fortsetzen. Alle haben sie neue Werke veröffentlicht, auch „Within And Without“, das Album Washed Outs, für viele zwar hinter den ursprünglichen Erwartungen zurückbleibend, ist letztlich ein sehr gutes.

Da fragt man sich, was denn jetzt, da das Jahr langsam dem Ende entgegen rinnt, eigentlich noch kommen könne. Die Antwort legt uns Bradford Cox alias Atlas Sound mit „Parallax“ vor. So heißt sein neuer, aktuell auf 4AD erscheinender Output.

„Parallax“ ist eines dieser Alben, die man so schnell nicht wieder loslassen möchte, eine fesselnde Bündelung faszinierender Musik. Dass Cox ein Musiker ist, der viele Menschen immer wieder aufs Neue mit seinen Klängen berührt, zeigte sich bereits letztes Jahr wieder, als er mit seiner Hauptband Deerhunter „Halcyon Digest“ unter die Leute brachte. Für viele war schnell klar, dass das eines der Alben des Jahres werden musste. Bei den – manche würden sagen – Göttern des zeitgenössischen Online-Indie-Musikjournalismus, den Redaktionsmitgliedern von Pitchfork, schaffte es das Werk dann auch auf Platz drei der Jahrescharts; nur LCD Soundsystem und Kanye West waren besser. Deerhunters leicht psychedelisch angehauchter Indierock überzeugte und überzeugt Kritiker weltweit.

Auch Cox‘ Soloprojekt Atlas Sound genießt vor diesem Hintergrund natürlich besondere Aufmerksamkeit seitens der Musikpresse. Und das zurecht. Auf „Parallax“ sammelt Bradford Cox analog zu den beiden Vorgängern wieder die Momente, die er nicht mit Deerhunter ausarbeiten möchte, sondern lieber eigenständig verarbeitet. Es sind intime Momente, melancholische, aber auch extrovertiertere, die sich in Liedern wie dem breiter instrumentierten „Angel Is Broken“ ausdrücken, das nach guten zwei Dritteln des Albums erklingt. Ebenso gut kommen allerdings auch Stücke von reduzierterer instrumentaler Ausstattung vor, geprägt von Akustikgitarren, Bass, Schlagzeug und dezenten elektronischen Ausschmückungen, die für den Feinglanz sorgen. Beispielhaft ist hier nicht nur das introvertiert wirkende, die Gefühle bis aufs Äußerste ausreizende „Terra Incognita“, eines der paar Lieder, die bereits vorab zu hören waren, in dem Bradford Cox‘ Stimme wie so oft geradezu schwebt.

Das Schweben ist indes ein beim Hören von Atlas Sounds Musik auftretender Zustand. Von einer zauberhaften Leichtigkeit beseelt bewegt sich Bradford Cox‘ eigenwillige Stimme häufig geradezu, zu keinem Zeitpunkt allerdings so verwaschen, wie es sonst derzeit in Mode ist. Die Stimme ist immer klar, immer präsent, immer berührend, immer im Mittelpunkt. Es ist eine handfeste, eine greifbare Psychedelik, die in diesem Fall vorherrscht, und welche Atlas Sounds Musik so nahbar macht.

Auf dem Cover von „Parallax“ posiert Bradford Cox mit einem Mikrofon in schwarzer Umgebung; es ist nur er selbst, nichts dass ablenkt, es sind nur er und seine Stimme, die im Mittelpunkt stehen. „Everywhere I go / There is a light / And it will guide the way“ singt Cox mit dieser Stimme am Ende. Hoffentlich weist uns das Licht den Weg zu zahlreichen weiteren großartigen Atlas-Sound-Alben. Zunächst aber macht uns auch „Parallax“ alleine schon unglaublich glücklich.

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