Neue Platten: Blood Orange – "Cupid Deluxe"

Blood Orange - Cupid Deluxe (Domino)Blood Orange – „Cupid Deluxe“ (Domino)

7,0

Devonté „Dev“ Hynes, der Kopf hinter Blood Orange, ist erstmals 2004 in den Mittelpunkt der Musikpresse gerutscht. Damals war er mit seiner Band Test Icicles und deren Kreuzung aus Indierock und Dancepop zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Die Auflösung der Band im Jahr 2006 brachte Dev Hynes nur Gutes.

Unter dem Namen Lightspeed Champion hat er zwei Lo-Fi-Folk-Alben veröffentlicht. Nebenher begann Hynes, für andere Musikerinnen und Musiker Songs zu schreiben und zu produzieren. Er hat unter anderem schon mit Florence And The Machine, The Chemical Brothers und Solange Knowles zusammengearbeitet. Als Blood Orange bewegt sich Hynes zwischen R ’n’ B, Soulfunk und New-Wave-Pop. 2011 erschien das Debüt „Coastal Grooves“, jetzt gibt es den Nachfolger „Cupid Deluxe“.

Erkannte man auf „Coastal Grooves“ noch, dass Dev Hynes mal einiges mit Indierock am Hut hatte, ist „Cupid Deluxe“ ein gut poliertes R-’n’-B-Album geworden. Die New-Wave-Synthies sind verschwunden und die Gitarren huldigen dem Soulfunk der 80er-Jahre. Dazu wird mit viel, viel Gefühl gehaucht und gesungen, bevorzugt im Falsett und im Duett, zum Beispiel mit Samantha Urbani von der Band Friends und Caroline Polachek von Chairlift.

So smooth wie die Instrumentierung von „Cupid Deluxe“ sind auch die Texte. „All I do is think about you, baby“, singt Hynes im Stück „Clipped On“. Das Sinnliche, das auf dem Album oft auf die Spitze getrieben wird, erhält hier einen Gegenpol – den oldschooligen Rap-Part von Despot. Auch gut: „Uncle Ace“. Der Track ist zur Hälfte der kleine Bruder von Solanges „Losing You“, zur anderen ein Weltraumfunkjam. Die Percussion wird im Hintergrund gehalten, treibt den Song mit minimalem Einsatz an. Dazu gibt es eine lässig schillernde Gitarre, die irgendwann vom Durpfad abkommt und von spacigen Synth-Klängen eingeholt wird.

Tiefe Bässe und warme Beats geben den höhenverliebten Gesangsparts auf „Cupid Deluxe“ die nötige Schwerkraft. So zum Beispiel beim Opener „Chamakay“, der mit seinem Saxofonsolo ein bisschen Bodenhaftung gut gebrauchen kann. Auch „You’re Not Good Enough“ kommt sehr cool daher – der Duettgesang hier könnte geschmeidiger nicht sein, wirkt aber nicht klebrig.

„Cupid Deluxe“ erweckt den Eindruck, dass es Dev Hynes ein Leichtes ist, in verschiedene Rollen zu schlüpfen und sich ganzen Genres so anzunehmen, als wäre er schon immer dabei gewesen. Man hört der Produktion an, dass diese Tracks nicht aus dem Jahr 1991 stammen, doch sie vermitteln die gleichen großen Emotionen – Lust, Schmerz und Sehnsucht – wie der R-’n’-B-Pop dieser Zeit. Wenngleich Blood Orange es auf seinem zweiten Album manchmal mit der Retro-Sinnlichkeit übetreibt – mit „Cupid Deluxe“ ist ihm eine gute, eingängige Mischung aus Lässigkeit und Kitsch gelungen.

Label: Domino | Kaufen

Das könnte Dich auch interessieren:

  • Klez.e – „Desintegration“ (Album der Woche)
    Mit "Desintegration" schauen Klez.e zurück ins Jahr 1989. Das Album ist eine Hommage an ihre Jugend und an damals wie heute vergötterte Wave-Bands wie The Cure, die Schwermut so schön in Musik verpackten....
  • Cover des Albums Somersault von Beach Fossils
    Die Songs von Beach Fossils klingen wie das Ende eines langen Tages am Meer: sanfte Erschöpfung, Sand im Haar, der Kopf angenehm weich. Auch auf „Somersault“ fängt die Band aus New York diese Stimmung wieder wunderbar ein....
  • Cover des Albums Oum Shatt von Oum Shatt
    Das Debütalbum von Oum Shatt weiß zu betören und hält einen zwischen Rock ’n’ Roll und phrygischer Tonleiter unendlich lang in der Schwebe. Hypnotischer Gesang, cool gesprenkelter Bass und verschlungene Melodien rufen ein Entzücken hervor, dessen Herkunft unergründlich erscheint....


Deine Meinung

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.