Neue Platten: Barbarossa – "Bloodlines"

Von Luise Vörkel, 14. August 2013

Barbarossa - Bloodlines (Memphis Industries)Barbarossa – „Bloodlines“ (Memphis Industries)

5,0

„Bloodlines“ markiert einen Wandel in der Musik von James Mathé alias Barbarossa. Seine ersten Alben hat er beim schottischen Fence Collective veröffentlicht, einem Label für frischen, modernen Folk, zum Beispiel von Francois & The Atlas Mountains, Withered Hand und Rozi Plain. Damals orientierte sich Mathé stark an Akustik-Pop und klassischen Singer-Songwritern. Dazu passt, dass er in den letzten Jahren Junip auf Tour begleitet hat. Diese Welt lässt Barbarossa nun ein Stück weit hinter sich und wendet sich mit „Bloodlines“ minimalistischen Instrumentierungen zu, die Electronica und zeitgenössischem, souligem Pop nahe stehen.

Mathé sagt, dass das Album von „Buffalo 66“ inspiriert sei. Die Stimmung von „Bloodlines“ hat einiges mit dem Film von Vincent Gallo gemein, wirkt jedoch mehr melancholisch als trostlos. Ein Grund dafür ist der helle Bariton von James Mathé. Seine Stimme klingt fragil, bricht aber nie. Das könnte sie, denn die Themen, die auf „Bloodlines“ verhandelt werden, sind keine leichten. Es geht um unschöne Seiten von Liebe – Angst, Unsicherheit und Gleichgültigkeit, die mal Leidenschaft war. Da die Melodien, die Mathés Gesang begleiten, nicht reich an Dramatik sind, bleibt „Bloodlines“ schlimmem Pop-Kitsch à la James Blunt zum Glück ein gutes Stück fern.

Das Album beginnt mit durchdringenden Orgel-Klängen, die vom präzisen Ticken eines Drumcomputers aufgerüttelt werden. Darüber singt Mathé „And it would break your heart / Well, if you knew / That this is all about you“. Ganz andere Töne schlägt der zweite Track „Turbine“ an – ein straightes Schlagzeug und eine eingängige E-Gitarren-Melodie schaffen einen kurzen, druckvollen Electro-Rock-Song. Das Album bewegt sich zwischen solchen kräftigen, Percussion-lastigen Momenten und elegischen Klangflächen. Bei „The Load“ stärkt ein griffiger Beat eine melancholische Synth-Melodie, „S.I.H.H.F.Y.“ wiederum kommt mit Zeilen wie „I would break and shatter every bone to work this out, you know“ herzschmerzig-balladesk daher.Das Lied „Savious Self“ sticht hervor. Es weckt Erinnerungen an 50er-Jahre-Lovesongs, denn hier bedient sich James Mathé an der Tonfolge von „Unchained Melody“ und transportiert diese durch Einsatz von Sirenen-Synth-Gesängen ins Hier und Jetzt.

Mit „Bloodlines“ hat Barbarossa einen großen Schritt getan. Die Vorliebe zum erzählenden Songwriting hat er dabei jedoch nicht verloren. James Mathé bewegt sich mit den zehn Stücken zwischen verschiedenen Stilen, lässt Electronica ebenso wie Soul und Rock anklingen. Die fast durchweg zurückhaltende Instrumentierungen und die triste Grundstimmung schaffen allerdings eine Homogenität, die nach einigen Minuten Gähnen aufkommen lässt. Fans von gefühlvollem Akustik- und Electronica-Pop wie von José González oder Bon Iver könnte das Album jedoch sehr gut gefallen.

Label: Memphis Industries | Kaufen

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