Neue Platten: TG Mauss – "Dear Stranger,"

TG Mauss - Dear Stranger, (Karaoke Kalk)TG Mauss – „Dear Stranger,“ (Karaoke Kalk)

5,0

Mauss ist ein schöner Name. Es lässt sich angenehm viel hineininterpretieren, er weckt angenehm viele Assoziationen und er wirkt angenehm unbedrohlich, um nicht zu sagen freundlich. All das lässt sich umstandslos auch auf die Musik von TG Mauss übertragen und der Verdacht drängt sich auf, dass das vielleicht sogar für die gesamte Person Torsten G. Mauss gilt. Kann jemand, der so angenehme Musik macht, ein schlechter Kerl sein? Wahrscheinlich nicht.

„Dear Stranger“ – um mal zu den Fakten zu kommen – ist die vierte Soloplatte unter dem Namen TG Mauss. Ansonsten macht Herr Mauss alleine noch Musik als Twig und zusammen mit dem Kreidler-Schlagzeuger Thomas Klein als Sølyst. Ein paar Jahre zurück liegt hingegen das Projekt Tontraeger, das er mit Volker Bertelmann betrieb, der später als Hauschka bekannt wurde. „Dear Stranger“ hört sich erstaunlicherweise immer noch sehr nach Tontraeger an. Pop reinsten Wassers, mit gerade genug experimentellen Anteilen, um das Ganze ausreichend abwechslungsreich zu gestalten, aber auch nicht zu viel, um zu nerven. Hier ein wenig Synthie-Geplucker, dort ein paar leicht angeschrägte Flötentöne, hier ein bisschen Gitarre, dort ein kleiner elektronischer Beat. Die Melodien klingen, als wenn sie sich daraus quasi automatisch ergeben haben. Und dazu Mauss‘ Gesang, der genauso deutsch klingt, wie das bei Tarwater und Bernd Fleischmann der Fall ist und der im angloamerikanischen Sprachraum so außerordentlich geschätzt wird – warum auch immer.

Man kann Mauss zugutehalten, dass er nicht mehr aus seiner Musik macht, sie so angenehm klein belässt, so unprätentiös. Er könnte das alles auch groß aufpumpen, zu gewaltigen Pop-Hymnen, hier noch einen Effekt darüber legen, dort noch einen Bläsersatz oder synthetische Streicher hinzufügen. Man kann es ihm aber auch vorwerfen. Wie würde das Ganze mit einem ordentlich dicken Beat klingen, mit richtig Wumms? Wie wäre es mit ein wenig Pomp und Bombast, statt dieser fortwährenden Kleinteiligkeit, die sauber aufgereiht ein Element nach dem nächsten einführt? Wie groß könnte diese Musik sein, wenn sie mal gänzlich anders produziert werden würde? Alles Fragen, die sich beim Hören dieser seit Tontraeger-Tagen manchmal herzzerreißend schönen Musik geradezu aufdrängen, die man angesichts all der mit ihr verbundenen Nettigkeit aber kaum in den Raum zu stellen wagt, aus Angst, etwas daran kaputt zu machen oder jemandem – in diesem Fall Herrn Mauss – unnötig wehzutun. So bleibt es auch bei „Dear Stranger,“ bei einem „Sehr schön, aber…“-Fazit. Lasst doch mal Daft Punk einen Remix machen oder meinetwegen auch Underworld (gibt’s die eigentlich noch?) – irgendjemand mit richtig Schmackes halt, damit der Herr mal aus seiner kleinen Indie-Suppe herauskommt und man sich keine Sorgen mehr um ihn machen muss. Mensch, Mauss.

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