Neue Platten: Yo La Tengo – "Fade"

Yo La Tengo - Yo La Tengo – „Fade“ (Matador)

„Is that enough?“, fragt Sänger Ira Kaplan vorsichtig und gibt sogleich eine Antwort: „Its not enough.“ Das freut den tanzenden Hörer, der seit dem ersten Stück eine Rassel schwingend durchs Zimmer zappelt. Die wunderbare Band Yo La Tengo bringt mit „Fade“ ihr bereits 13. Album heraus und wer das nicht wusste, dem sei verziehen. Man hört dieser Band ihr Alter ja auch wirklich nicht an. Wie sollte man auch, wenn sich ihr Sound seit dem Debüt 1986 von Platte zu Platte stetig verändert hat?

Yo La Tengo, das sind Ira Kaplan (Gesang, Klavier und Gitarre), seine Frau Georgia Hubley (Gesang, Schlagzeug und Klavier) und James McNew (Bass). Sie zeigen in ihren Songs unterschiedlichste Seiten von sich selbst, ohne ihre Persönlichkeit zu verlieren. Und das seit 28 Jahren, liebe Leser im zarteren Alter. Die vielen Veränderungen in den 90er- und 00er-Jahren steckten sie in Ihren Platten wunderbar weg und ließen sich schwer bis gar nicht einem Hype oder einer aufkommenden Mode zuordnen.

Der Mensch, der das Cover von „Fade“ in diesen Tagen nach Hause trägt, bringt wenigstens ein bisschen Farbe in diese grauen, dunklen Wettertage. Und wer mit „Well You Better“ in den Ohren an der Ampel steht: Nieselregen, Dunkelheit und Feierabendverkehr, seufzt innerlich auf und denkt: „Alles wird gut.“ Denn spätestens bei der Stelle „Baby, make up your mind before its too late …“ sind wir überzeugt und willigen ein. „I’ll Be Around“ besteht zur Hälfte aus einem Gitarrensolo, das seine eigene Geschichte erzählt. Worte sind hier gar nicht mehr nötig. Die Lieder bauen sich teils zärtlich auf und werden zur Mitte zackiger. Instrumente klopfen fragend an, steigen ein und gehen vielleicht auch wieder. Stück für Stück eine eigene Komposition mit dem gewohnten Sound zwischen Dreampop und Folk. Wir träumen uns hinaus und verschwinden, stimmen dabei den schönen Worten von Ira und Georgia zu.

Dieses Album wird ohne aufkommende Langeweile durchgehört. Und obwohl es sich in eine lange Bandgeschichte und einen Stapel von Alben einreihen muss, passt es sich selbstbewusst den anderen wohlbekannten Erscheinungen wie „I Can Hear The Heart Beating As One“ (1997) und „I Am Not Afraid Of You And I Will Bet Your Ass“ (2006) an. Erschienen ist das Album wieder bei Matador Records, wo bereits das letzte Album „Popular Songs“ (2009) großes Lob erntete. Produziert wurde es erstmalig von John McEntire, der schon Spoon, Blur oder die Bright Eyes zu Gast hatte.

Für jeden, der auf der nächsten Party noch ein bisschen Eindruck schinden möchte, wird hier beiläufig eingefügt, dass der Baum vom Cover im Overlook Park in Portland wächst. Ira Kaplan ließ sich durch den Song „A Day In The Life Of A Tree“ von den Beach Boys dazu inspirieren. Und passend dazu drehte die Band für die erste Single des Albums „Ohm“ ein Video des besagten Baumes im Gezeitenwechsel.

Yo La Tengo ist Spanisch und heißt auf Deutsch so viel wie „Ich hab sie“. Man halte also das Cover gen Himmel und tanze weiter.

Label: Matador | Kaufen

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Diskussionen

1 Kommentar
  1. posted by
    Mario
    Jan 10, 2013 Reply

    Eine so inspirierte und schöne Besprechung liest man selbst bei euch selten 🙂 Danke, das macht viel Lust, freu mich schon auf die Platte!

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