Neue Platten: Alex Puddu – "The Golden Age Of Danish Pornography"

(Schema Easy Series)(Schema Easy Series)

7,5

Aufgepasst, behaarte Schnauzbartträger vom Schlage Ron Burgundys! Wenn Eure Einrichtung inklusive Lavalampe schon perfekt ist, doch Euch noch die richtige Platte gefehlt hat, die in Dauerrotation laufen kann, um das Ambiente zu komplettieren – Eure Gebete wurden erhört, denn dieser Tage erscheint „The Golden Age Of Danish Pornography“ von Alex Puddu.

Eine kurze Zusammenfassung der Geschichte, wie es zu diesem Album kam, in chronologischer Reihenfolge: Freddy Weiss gehörte zu den produktivsten und legendärsten Pornoregisseuren Dänemarks in den 70ern, beendete diese Tätigkeit jedoch, nachdem er genug Geld in der Branche verdient hatte, um sich seiner Leidenschaft, dem Forellenfischen, zu widmen und starb 2005 als eine Art dänischer Anglerpapst. Von vielen der von ihm gedrehten Super-8-Pornoshorts ist heute die Urheberschaft gar nicht mehr bekannt, also hat sich ein gewisser Jan Schmidt, seines Zeichens dänischer Labelbesitzer, an eine Wiederveröffentlichung in Form einer Compilation einiger dieser Perlen namens „The Golden Age Of Danish Pornography“ auf DVD gemacht. Doch da die alten Super-8-Filme ihrer Natur gemäß keinen Soundtrack hatten, fragte Schmidt seinen alten Bekannten, den italienischen Jazzmusiker Alex Puddu, ob der nicht einen Pornosoundtrack im Stil der 70er-Jahre neu aufnehmen könnte, was uns zu dem nun erscheinenden (Soundtrack-)Album führt.

Diese Platte erfüllt aufs Beste die Erwartungen, die man an einen solchen Soundtrack haben kann. „Bam-bam-ba-chicka“-funky Basslinien sowie fuzzige B-Movie-Gitarren galore. Auch die Songtitel haben es in sich: „The Dirty Games Of Dr. Love“, „Piano For Lovers“ und mein Favorit: „Feeling Saxy“! Das Problem hier, das aber den meisten Soundtracks inhärent ist, ist die Suche nach einer vom ursprünglichen Zweck (der Filmbegleitung) losgelösten passenden Gelegenheit, um diese Musik zu hören. Alleine zu Hause? Mmh, das wäre irgendwie merkwürdig. Vielleicht ja beim Verkehr? Naheliegend, dürfte aber zu ebenso vielen Prustern wie bei Marvin Gaye in solch einer Situation führen (zu Gaye: Wer soll bei Textzeilen wie „I’m hot just an oven / I just need your lovin'“ bei der Sache bleiben können ohne loszulachen?). Also auch nicht. Dann bleibt die Platte wohl leider in der Schublade, bis die grassierende Retromanie demnächst die 70er in den Fokus rückt und neben Schlaghosen diese Musik wieder – wenn auch sicherlich nur auf ironische Art – salonfähig macht.

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