Neue Platten: No Joy – „Ghost Blonde“

Von kathy

Wer? Was? Warum? ByteFM Redakteure besprechen eine Auswahl aktueller Neuerscheinungen.

Wer? Laura Lloyd und Jasmine White-Gluz sind No Joy. Die beiden kennen sich bereits seit zehn Jahren und spielten zuvor in der Band Flirt. Die Grundlage ihrer musikalischen Beziehung bildete die räumliche Distanz. Was schon bei The Postal Service bestens funktionierte, klappte auch hier: So schickten sich die beiden ihre Songs zwischen Los Angeles, wo Jasmine White-Gluz wohnt, und Montreal, dem Wohnort von Laura Lloyd, hin und her. Das New Yorker Label Mexican Summer wurde durch ihre Myspace-Seite auf sie aufmerksam und nahm sie unter Vertrag. Dort sind sie in bester Gesellschaft von Kurt Vile, The Tallest Man On Earth oder Best Coast. Deren Sängerin Bethany Cosentino bezeichnete No Joy als „The best band ever“. Mittlerweile sind sie zu viert. Ihr Debüt „Ghost Blonde“, welches in den USA bereits im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde, haben No Joy alleine aufgenommen und produziert. Ihr geringes Budget investierten sie lieber ins Mischen – das übernahm Sune Rose Wagner, die eine Hälfte des dänischen Duos The Raveonettes. Zuletzt waren No Joy mit The Wavves und Best Coast auf Tour.

Was? Ein Rauschen, ein Quietschen und ein Wummern, dann Gesang: „This Time We’re Starting Over“ heißt es da sehnsuchtsvoll und mantra-mäßig. Dann setzt das Schlagzeug ein und trägt den Song bis zu seiner finalen Übersteuerung. So beginnt „Ghost Blonde“ mit dem Song „Mediumship“. Sofort denkt man an Shoegaze und automatisch an My Bloody Valentine, Lush oder Jesus and Mary Chain. Aber obwohl sich diese Vorbilder nicht leugnen lassen, schaffen No Joy doch auch etwas Eigenes. Beispielsweise mit dem Song „You Girls Smoke Cigarrettes“, der von einem dominanten Bass vorangetrieben wird, der nuschelige Gesang ist kaum zu verstehen. Doch dann wird all das von einem harmonischen Refrain aufgebrochen, um gleich weiter zu rauschen und am Ende in sich zusammen zu fallen. Dafür brauchen No Joy etwas mehr als zwei Minuten. „Pacific Pride“ beginnt zurückhaltender. Ein Klavier tastet sich fast träumerisch voran und wird dann von Gitarre, Schlagzeug und Bass eingefangen, die dann aber auch ähnlich vorsichtig mit dem Gesang von Lloyd und White-Gluz zusammen spielen. Das hat etwas mädchenhaftes Verspieltes, wenn sie singen „Waiting For A New Love“. Dieses Zusammenspiel wird dann aber doch auch überraschend beendet und endet wieder in der shoegaze-typischen Übersteuerung.

Warum? Obwohl No Joy mit ihrem Album „Ghost Blonde“ das Shoegaze-Genre nicht neu erfinden, leisten sie doch einen schönen und eigensinnigen neuen Beitrag dazu. Ihre zehn Songs sind solide durchkomponiert und –strukturiert und tragen den Hörer auf einer wunderbaren Noise-Welle, die mal melancholisch, mal euphorisch, mal psychedelisch ist.

Label: Cooperative Music | Kaufen

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