27.11.: Schuld und Sühne


„Hauptstadt der Bewegung“ nannte Adolf Hitler München. Mit dem Erinnern an ihre Vergangenheit und an die Opfer des Nationalsozialismus tut sich die Hauptstadt Bayerns schwer. Wie schwer, darüber berichtet die taz: 2008 schrieb das Kulturreferat einen Wettbewerb aus für neue zeitgemäße Formen des Gedenkens. Michaela Melián, Künstlerin und Mitglied der Band F.S.K. gewann diesen mit ihrem Audiokunstwerk „Memory Loops“, in welchem sie historische und aktuelle Erinnerungen von Opfern und Tätern des Nationalsozialismus zu kurzen Tonspuren verarbeitete, welche man mittels virtuellem Stadtplan im Internet herunterladen kann, um dann die Erinnerungsorte in Realtät selbst zu begehen. Vor Ort hört man sich dann die passende Tonspur an. So ist ein hörbares, omnipräsentes Denkmal entstanden, kein monumentaler Kranzniederlegungsort, sondern ein Eintauchen in Erinnerungen von Opfern und Tätern. Nun wäre es Aufgabe der Stadt, über dieses Projekt zu informieren, Bürger wie Touristen darauf hinzuweisen. Doch das Marketing lässt zu wünschen übrig. Wer nichts von „Memory Loops“, wird die kleinen an verschiedensten Orten aufgestellten Schilder kaum wahrnehmen, nicht einmal auf der Webseite der Stadt findet man einen Link. Die Audiospuren findet man unter www.memoryloops.net

An Deutschlands braune Vergangenheit, genauer an das Massaker von Rechnitz, erinnert Tex Rubinowitz „Trinken Singen Schießen“ – so heißt das neue Album der Band Mutter. Finanziert wurde es auf bemerkenswerte Art und Weise. Ohne Plattenfirma im Rücken wurden limitierte 99 Stück einer Kaltnadelradierung als Schuldverschreibungen à 100 Euro ausgegeben, die man binnen einer Woche loswurde. „Das vielleicht wichtigste deutschsprachige Album“ titelt die Welt und spricht mit Sänger Max Müller über künstlerische Radikalität, Dilettantismus, Ausbeutung seitens der Plattenfirmen und darüber, worauf sich der Albumtitel wirklich bezieht: auf das Schützenfest in Hannover.

Über die Rolle Frédéric Chopins im Zweiten Weltkrieg schreibt die NZZ. Der polnische Komponist war in seinem Heimatland während der Nazizeit verbotenes Kulturgut und beflügelte wie kein anderer den Widerstandsgeist der Polen. Davon berichten Zeitzeugen. So zum Beispiel Mieczysław Tomaszewski, 1921 geboren und damals junger Pianist, der auf der Flucht an Chopins verlassenem Geburtshaus vorbeikam und nur in Gegenwart eines Wolfshund auf des Komponisten Flügel spielte.

Auch der Luxemburger Francesco Tristano ist klassischer Pianist. Und er liebt Techno. Was läge näher, als beide Passionen zu verbinden und mittels Klavier, Laptop und dem Detroiter Techno-Pionier Carl Craig ein Album zu produzieren. „Ein Wunderknabe am Piano und ein Technogroßmeister“, begeistert sich die taz über „Idiosynkrasia“.

Vom Techno zu den Drogen. Von „Kiffen, koksen, saufen – Drogen und Musik in Deutschland“ handelt ein großer Rolling Stone Report. Künstler, Konsumenten, Legalisierungsbefürworter und -gegner kommen zu Wort. Die Onlineausgabe des Magazins wird das Thema im Dezember ausführlich mit Interviews und Features begleiten. So ist auf RollingStone.de beispielsweise ein Interview mit Heavy-Metal-Star Schmier von Destruction über Drogengenuss in der deutschen Musikszene nachzulesen. Welche Bedeutung Drogen heute in der deutschen Heavy Metal Szene haben? „Da wird vor allem gesoffen (…)Harte Drogen gibt es fast nicht.“ Anders in den USA „Die tun zwar oft so prüde, aber was da hinter der Bühne abgeht, ist erstaunlich: mehr Sex, mehr Drogen. Da sind die Europäer viel vernünftiger.“ Und wie siehts aus mit dem deutschen Alkoholproblem? „Alkoholausschank einschränken? Das kann man nicht machen. Damit zerstört man ein Kulturgut.“

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