26.11.: Streiten


Nicht Lieder zum, sondern über das Streiten sucht der Guardian diesmal im allwöchentlichen „Readers recommend“. Hier können die Leser Musikvorschläge zu bestimmten vorgegebenen Themen bringen. Letzte Woche ging’s um Lieder mit berühmten letzten Worten.
Nicht der Refrain, sondern das Ende zählt. Unter den Erwählten sind unter anderem Portisheads „Western Eyes“, „Slow Death“ von den Flamin‘ Groovies oder „Chairmaine“ von Plan B. Der beste Schluss kommt aber von Michael Jackson. Er lautet auf die Worte „Hahahaha! Hahahahahahaha! Hahahahahahaha!“
Nun darf geraten und gestritten werden, um welchen Track es sich wohl handelt.

Der ewige Kampf der Geschlechter ist Thema einer neuen Serie auf 3Sat mit Sarah Kuttner und Markus Kavka. In „Frau Kuttner & Herr Kavka“ sollen Klischees auf die Schippe genommen werden, indem die beiden „typisch männliche“ oder „typisch weibliche“ Sachen machen. Die Persiflage scheitert kolossal, findet die taz. Stereotype würden nicht wiederlegt, sondern sei schon die erste Folge einer Wiederauferstehung von Heimchen und Macho in vier Akten. Kuttner boxt und krault Spinnen, Kavka geht eine Nacht probeweise in den Knast und dann in einen Tangokurs. Danach sitzen beide auf der Couch, um ihre Schlüsse aus den gemachten Erfahrungen zu ziehen. „Der liebe Gott hat nicht gewollt, dass sich Frauen die Fresse polieren“, lautet Kavkas Fazit. Kuttner weiß das brav zu bestätigen: „Ich stehe meinen Mann woanders, am Herd.“ Welch vorsteinzeitliche Überlebensweisheit.

Um’s Überleben kämpfen müssen derzeit viele Clubs in London, berichtet The Independent. Darunter auch legendäre Schuppen, die unzähligen Bands als Sprungbrett zum Ruhm dienten. So wird zum Beispiel am 31. Dezember das Luminaire, das Acts wie Mumford & Sons oder Hot Chip hervorgebracht hat, seine Türen für immer schließen. Über den Grund äußert sich der Inhaber des Clubs nur vage, vermutet werden finanzielle Schwierigkeiten.
Aus ähnlichen Gründen schließen wird der 100 Club (dort spielten u.a. The Sex Pistols, The Clash und The Buzzcocks), der Flowerpot (Damien Rice, Frank Turner, Billy Bragg) oder das Astoria. Bernhard Doherty, Sprecher der Rolling Stones, hat das Problem erkannt: „All diese Venues sind in Top-Immobilien angesiedelt. Würde der 100 Club zu einem Schuhgeschäft, würde er an diesem Standort ein Vermögen machen.“ Und so steigen jährlich die Mieten, bis sie den Musikclubs über den Kopf wachsen. Nun streiten Musiker wie Fans mittels Kampagnen auf Facebook und im echten Leben für den Erhalt dieser für die britische Musikszene so wichtigen kreativen Brutstätten.

Wo von Streit die Rede ist, da ist das Thema Politik nicht weit. Deshalb ein kleiner Ausflug in die Schweiz. Christoph Blocher ist nicht länger Berater der „Basler Zeitung“. Schon letzte Woche hatte ein Artikel in der NZZ eine zehntägige Protestwelle über des Rechtspopulisten Funktion bei dem Medium ausgelöst. Der neue Eigentümer Moritz Suter reagierte sofort und entließ Blocher in seiner ersten Amtshandlung. Die Basler und die taz freuen sich darüber, jedoch etwas verhalten. Denn Chefredakteur bleibt nach wie vor Markus Somm – Blochers Biograf.

Die Biographie eines umstrittenen Politikers ist nun als Comic nachgezeichnet. Nach dem Leben von Johnny Cash hat sich der deutsche Comiczeichner Reinhard Kleist nun Fidel Castro vorgenommen. Durchaus gelungen, wie jetzt.de findet. Rahmenhandlung der Episoden ist ein fiktiver deutscher Journalist, der in den 50ern zu einer Art Hofberichterstatter des kubanischen Regimes wird, schließlich aber doch gemeinsam mit dem schwulen Intellektuellen Juan in die USA flieht.

Politisch revolutionär sind häufig die Inhalte von Punkmusik, während Techno meist als unpolitisch betrachtet wird. Wie er Punkrock-Kids zu Fans elektronischer Tanzmusik machte, erzählt Technolegende Carl Cox in einem Videointerview mit undercover.fm.

Wie die heutige Presseschau begonnen hat, so endet sie auch. Mit einem Hörervoting. Zum unumstritten umstrittensten Song gewählt wurde in einer Umfrage von PRS for Music „Smack My Bitch Up“ von The Prodigy, gefolgt von den Sex Pistol mit „God Save The Queen“ und Frankie Goes To Hollywood’s „Relax“. Sex und Gewalt überall. Und im NME.

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