Neue Alben in dieser Woche (KW 47) – eine Auswahl

The Pleasants – „Forests And Fields“
VÖ: 26.11.2010
Web: Homepage
Label: Do It Together Records
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26 Tage nach dem Weltvegan-Tag wird das Album von Amanda Rogers und Mike Matta aus Los Angeles nun auch in Deutschland veröffentlicht. Die beiden kreieren seit 2009 unter dem Bandnamen The Pleasants eine Mischung aus Folk, Singer/Songwriter und melancholischen Gitarrenpop. Außerdem leben beide seit Jahren vegan. Vielleicht wurde diese Ernährungsweise zur Inspiration für den Albumtitel „Forests and Fields“. Amanda Rogers, vorab bekannt als Solo-Künstlerin, verleiht dem Debütalbum durch ihre Stimme eine vertraute Zärtlichkeit, die oft mit Tori Amos oder Kate Bush verglichen wird. Die zwölf Titel sind sicherlich keine Innovation in Sachen Indie Grunge, dennoch gewinnt die Musik der Pleasants durch ihre immer wieder betonte Naturverbundenheit an Glaubwürdigkeit. Bevor das Album in Vermont aufgenommen wurde, tourte das Duo durch die Vereinigten Staaten und erfuhren eine positive Resonanz auf ihre Stücke. „We can feel the mountains in our skin and bones“ verkünden The Pleasants auf ihrer Myspace Seite. Eine Platte für Freunde der Natur und Folkmusik. Mit Bio-Siegel.

Igor (from Skalpel) Boxx – „Breslau“
VÖ: 26.11.2010
Web: myspace
Label: Ninja Tune
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Igor Boxx ist eine Mogelpackung. Von außen betrachtet klingt das Konzept hinter dem Album „Breslau“ äußerst spannend. Igor Pudlo, Mitglied des Ninja Tune Acts Skalpel, erzählt mittels Musik die Einnahme seiner Heimatstadt Breslau (Wrocław) im zweiten Weltkrieg durch die Rote Armee. Es sei „nicht nur ein weiteres historisches Projekt, das man in Schulen oder auf Gedenkzeremonien aufführt“ schreibt der Pole auf seinem Blog. Der Versuch sein Verhältnis zu der Stadt und ihrer Historie zu ergründen klingt nach einem intellektuell anspruchsvollen, fordernden und interessanten Projekt. Der musikalische Inhalt von „Breslau“ ist aber ziemlich fade. Hört man das Album ohne den Hintergrund zu kennen oder die Tracktitel zu lesen, würde man nicht auf die Idee kommen, es mit einer Kriegsgeschichte zu tun zu haben. Ein Haufen Free Jazz Rhythmen hier, ein paar Ambientflächen dort, garniert mit ein paar psychedelische Klangelementen lassen keine Bilder im Kopf entstehen, sondern erinnern eher an Fahrstuhlmusik oder an den Sound in einer Cocktailbar.
Deutlich, worum es eigentlich geht, wird es im Track „Execution 9“ , in dem Gewehrschüsse und ängstliche menschliche Stimmen zu hören sind.
Der Rest von „Breslau“ ist recht dürftig und entwickelt nicht die Dichte, die man von einem Konzeptalbum mit einem solchen Thema erwarten kann.

Willie Isz – „Georgiavania“
VÖ: 26.11.2010
Web: myspace
Label: Lex Records
Kaufen: ”iTunes"

Vor wenigen Wochen haben wir an dieser Stelle noch ein bisschen enttäuscht festgestellt, dass die guten Hip Hop Alben in diesem Jahr eher dünn gesät sind. Da wussten wir noch nichts von Willie Isz! Das Duo aus Georgia besteht aus Jneiro Jarel und Khujo Goodie, keine gänzlich Unbekannten: Jneiro rappte schon unter verschiedenen Pseudonymen wie Dr. Who Dat und Shape of Broand Minds. Sein Kollege Khujo war Mitbegründer des Goodie Mob. Gemeinsam ist ihnen ein Album gelungen, das man zwar dem Genre „Hip Hop“ durchaus zuordnen kann, das durch jede Menge unterschiedlicher Einflüsse aber um einiges darüber hinaus geht. Extrem tanzbare, elektronische Stücke wechseln sich ab mit eher ruhigen Stücken, gute Melodien haben sie aber eigentlich alle. „Man, Georgiavania is dope as f–k!“ soll Big Boi von Outkast zu der Musik der beiden Jungs gesagt haben. Vielleicht ein bisschen sehr euphorisch, aber ganz Unrecht hat er nicht!

Neon Indian – „Psychic Chasms“
VÖ: 26.11.2010
Web: myspace
Label: Static Tongues (Rough Trade)
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Wenn Züge erstmal fahren, wollen alle aufspringen. So auch Neon Indian auf den derzeitig immer noch angesagten Chill Wave Erfolgszug. Dabei ist er selber so einfallslos und uneigen dass man sich fragt wie oft man in den letzten Monaten wohl schon Lieder wie diese gehört hat. Leiernde Synthieflächen, einfache, zu laute Drums und leichter Gesang. Das alles durch die gängigen Plugins geschickt und ordentlich aufgepumpt. Ganze 3 Stücke fand ich interessant habe ich laufen lassen. Diese waren ohne Gesang und jeweils nur ein Fragment mit einer Höchstlänge von 40 Sekunden. Zum Glück. Da könnte der Funke überspringen. Tut er aber nich. Prädikat langweilig. Dann doch lieber die Vorreiter oder Prinzen dieser Bewegung wie Washed Out oder Toro Y Moi hören.

Grant Hart – „Oeuvrevue“
VÖ: 26.11.2010
Web: homepage
Label: Hazelwood Records
Kaufen: ”iTunes"

Als Mitglied einer der einflussreichsten Punk/Hardcore Bands der 80er Jahre könnte Grant Hart sich eigentlich – zumindest rein musikalisch – auch mit dem zufrieden geben, was er erreicht hat, aber das wäre dem ehemaligen Hüsker Dü-Schlagzeuger wohl zu wenig. Warum auch, wenn man immer noch Lust auf’s Musik machen hat? Nur Geld kann es auf jeden Fall nicht sein. Seit dem Aus von Hüsker Dü veröffentlichte er immer mal wieder Alben und EPs, ganz von der Bildfläche verschwand er dabei nie. Schon während der Zeit bei Hüsker Dü zeichnete sich Grant für die eher melodischen Songs verantwortlich, und so wundert es nicht, dass sich das auch auf „Oeuvrevue“ widerspiegelt. Das Album besteht aus ausschließlich unveröffentlichtem Material, Grant dominiert mit seiner Gitarre und seiner Stimme die Szenerie. Das Cover des Albums zeigt die Arbeitsschritte in einer Töpfereimanufaktur, und auch wenn das jetzt ein bisschen platt klingt, hier versteht jemand sein Handwerk. Und weiß ganz nebenbei, es auf eigenständige Weise mit Leben zu füllen.

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