09.11.: 92 Stunden

Beginnen möchten wir heute unsere Presseschau mit dem Thema Castor-Transport. Nachdem Christoph Möller gestern im ByteFM Magazin, mittels des taz-Livetickers, ausführlich über das Voranschreiten des Castor-Transports berichtete, heute nun die endgültige Bilanz: Es war der längste und teuerste Castor-Transport aller Zeiten. Etwa 92 Stunden nach ihrer Abfahrt in der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague sind die Behälter mit deutschem Atommüll im niedersächsischen Gorleben angekommen. Etwa eine Stunde nach dem Start im Verladebahnhof in Dannenberg erreichte der Atommüll das Zwischenlager. Die FAZ berichtet.

Ebenfalls auf faz.net schreibt Jakob Biazza über Michael Jacksons posthum erscheinenden Album „Michael“ (V.Ö. 10.12.2010). Das Problem: Der Sänger konnte die Songs nicht mehr vollenden. Angeblich soll auch die nachträgliche Postproduktion das Werk nicht zur Perfektion führen können. Sony wird sich der Diskussion darüber stellen müssen, ob der für seinen Perfektionismus bekannte Sänger die Stücke in diesen zwangsläufig unfertigen – beziehungsweise nach seinem Tod von anderen fertiggestellten – Versionen freigegeben hätte. „Michael“ jedenfalls klingt in fast allen Belangen nach Entwurf: „Der Beat ist holzschnittartig, eintönig und ohne jede Feinheit“, schreibt der Autor. Kein Wunder, laut einer Meldung auf gigwise soll das Album mit einem Mobiltelefon aufgenommen worden sein. Die ganzen Artikel in der FAZ findet Ihr hier. Außerdem sorgte bereits gestern das Werk für Gesprächstoff. Die erste Singleauskopplung mit dem Titel „Breaking News“ war erstmals in voller Länge auf der Jackson-Webseite zu hören. Familienangehörige meldeten jedoch Zweifel an, ob die Stimme in der Aufnahme wirklich die des Sängers sei, schreibt die Frankfurter Rundschau. Einem Internetdienst zufolge hätten Jacksons Mutter Katherine und seine Kinder Prince und Paris Zweifel an der Echtheit des Songs verlauten lassen. Um Euch selbst ein Bild zu machen kann man den Song hier anhören.

Erst gewinnt er den Jacob-Grimm-Preis für Deutsche Sprache, dann will er mit 70 Jahren noch Bundespräsident werden. Die Rede ist von Udo Lindenberg. „Warum eigentlich nicht?“ schrieben wir in unserer Presseschau vom 19.10. Unseren amtierenden Bundespräsidenten, Christian Wulff, hat er schon mal auf seiner Seite. Der klatschte zumindest im Takt mit, als der Multikünstler gestern Abend ein Konzert in Neuhardenberg in Erinnerung an den Fall der Mauer vor 21 Jahren gegeben hat. Am Vorabend des 9. November warb der 64-Jährige in der Schinkel-Kirche im märkischen Neuhardenberg für die „Bunte Republik Deutschland“. Das Staatsoberhaupt sah sich Lindenbergs Auftritt sichtlich vergnügt an und würdigte ihn in einer kurzen Ansprache vor den 350 Gästen als großen Künstler. Die Franfkurter Rundschau und der Tagesspiegel wissen mehr.

Wer kennt sie nicht, die blaue Stunde? Wenn uns das untergehende Tageslicht in der Dämmerung herrlich blau in den Abend hineinleitet und die Kunstlichter die warmen, roten Töne dazugeben. Den Soundtrack für dieses Szenario liefern Giant Sand, zumindest schreibt das Martin Väterlein beim Tagesspiegel. „Bilder von endlosen Highways, Kakteen am Straßenrand und der Spur eines einsamen Präriefuchses lösen hierzulande Sehnsucht aus.“ Die Sehnsucht zur blauen Stunde.

Abschließend möchten wir noch auf einen Artikel von unserem geschätzten Kollegen und Moderator Klaus Walter auf taz.de hinweisen. Thema: „Selbstverwirklichung gegen Selbstausbeutung – die Grundformel der Prekaritätsökonomie.“ Nicht nur der Umstand, dass immer mehr qualifizierte Popkulturarbeit im Internet – für immer weniger Geld – stattfindet, prangert Klaus Walter an, sondern auch dass entsprechende Sendungen abgeschafft bzw. auf nächtliche Sendeplätze verschoben werden. Die Konsequenz: Die Popkritik-Profis „reamateurisieren […] zwangsfreiwillig und senden unter Praktikantenbedingungen bei einem Internetradio wie ByteFM.“ Ein interessanter Artikel finden wir.

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