Wo sollen wir anfangen? Etwa damit, dass nach 16 Jahren ein Gang Of Four Album erscheint (Spinner)? Oder damit, dass R.E.M. ein neues Album mit Eddie Vetter, Patti Smith und Peaches aufnehmen (NME)? Oder aber sollte man mit der Meldung beginnen, dass Kyuss zurück sind (aber ohne Gitarrist Josh Homme) (Spinner)?
Man weiß es nicht. Aussortieren, selektieren und exzerpieren, das soll ein Presseschau-Autor können. Aber was ist denn „wichtig“ in der Popmusik am Donnerstag, 4. November?
Vielleicht das hier: ByteFM Moderator und „Musik- und Subkultur-Forscher“ Jon Savage schreibt für den Freitag eine Erinnerungschronologie über die Auswirkungen der Kuba-Krise bzw. den möglichen Abschuss einer Atomrakete auf die Pop-Musik. Savage sieht Zusammenhänge zwischen dem Erfolg der ersten Veröffentlichung der Beatles und dem Ausbruch der Kuba-Krise: „Der außerordentliche Siegeszug der Beatles… wurde auf die verschiedensten Faktoren zurückgeführt, nicht zuletzt auf die Qualität ihrer Musik. War aber unter all dieser positiv-explosiven Energie nicht auch irgendwo im Hintergrund eine Reaktion auf die Kubakrise zu spüren?“ Weiter im Text beschäftigt er sich mit der Compilation „Atomic Patterns“, die Popmusik vereint, die im Kalten Krieg geschrieben worden ist.
Zeit Online besucht derweil die legendären Hansa-Studios in Berlin. Produzent René Rennefeld führt im Video durch das weitestgehend analog arbeitende Studio („im Frühjahr hat das Pult auf einmal gebrannt“), das Granden wie U2, David Bowie oder Udo Jürgens Obdach bot. Im an das Studio angeschlossenen Meistersaal („hall by the wall“) entstanden „ikonische Alben der Rockmusik“, so Autor Ruben Donsbach. Der Artikel derweil beschäftigt sich nicht nur mit dem Hansa-Studio, sondern mit dem „Klang in Berlin“ an sich. Zum Beispiel im SO 36, der Berliner Volksbühne oder dem Berghain.
Unweit dieser Lokalitäten befindet sich der Festsaal Kreuzberg. Dort spielte vorgestern die kalifornische Band No Age, die sich als „lauteste Zwei-Mann-Band der Welt“ versteht. Ein in der Popmusik gerne benutztes Label. Die lauteste Band der Welt, das wissen ja alle, ist Manowar. Na gut, die sind nicht zu zweit. Beim Konzert von No Age jedenfalls konnte man den „kreativen Umgang“ mit Lautstärke erleben, schreibt Benjamin Dannemann für taz.de.
Auf ein „Ridiculous Brian Eno Interview“ verweist Pitchfork. Ein gewisser Dick Flash vom Pork Magazine, der aussieht wie Brian Eno mit schwarzem Toupet und Brille, befragt Eno zu seinem neuen Album „Small Craft On A Milk Sea“. „Befragt“ ist gut. Dick Flash verliert sich in einem undurchschaubaren Monolog. Eno, sichtlich genervt davon, freut sich aber nun über einen erfolgreichen Marketing-Coup, denn: Dick Flash sieht wirklich aus wie Brian Eno mit schwarzem Toupet und Brille, got it?!
Wem diese britischen Produzenten und amerikanischen Bands zu den Ohren heraushängen, dem sei das japanisch-münchener Duo Coconami ans Herz gelegt. Die Band veröffentlicht ihr drittes (erstes wirklich ernstes) Album („Coconami haben mit ‚Ensoku‘ endgültig den Geruch des multikulturellen Witz abgelegt“) auf dem Label Trikont.
„Ist das überhaupt noch Japanisch?“, fragt Thomas Winkler in der FR: „Leitkultur mit Coconami heißt volle Fahrt für die Ukulelen.“
„George Bush doesn’t care about black people“, skandierte Kanye West 2005 in einer Charity-Sendung für die Opfer von Hurricane Katrina. Nun bricht George W. Bush sein Schweigen und kommentiert die Verbal-Attacke als den „most disgusting moment“ in seiner Zeit als Präsident, schreibt der NME. Kanye West wäre ja nicht Kanye West, wenn er nicht schon darauf reagiert hätte (Pitchfork).