Neue Alben in dieser Woche (KW 41) – eine Auswahl

Goose – „Synrise“
VÖ: 15.10.2010
Web: myspace
Label: !K7
Kaufen: ”iTunes"

Vor vier Jahren sprang die belgische Band Goose mit ihrem Album „Bring It On“ auf den Electro-Rock-Zug von Justice, Digitalism und Co. auf. Treibende Melodien, knarzende Bässe und ein malträtierter Synthesizer machten aus ihrem Debüt eines der besten Alben 2006. Wie könnte es auch anders sein, dass ihre Neuveröffentlichung „Synrise“ nur enttäuschen kann? Die Band versucht ihre Originalität durch die Live-Aufnahme zu bewahren, aber letztlich hören sich die meisten Tracks zu glatt, zu poppig, zu ähnlich an. Selbst die Zusammenarbeit mit Peaches auf dem Titeltrack langweilt schon nach den ersten zwei Minuten. Laut Goose klinge das Album wie ein Soundtrack zu einem Film, den es noch nicht gibt. Zum Glück. Liebe Goose-Fans, ein Track heißt „Say Goodbye To Yesterday“, wie bezeichnend.

Peer – „Wir sind Peer“
VÖ: 15.10.2010
Web: myspace
Label: Sitzer Records
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Und er hat es doch noch geschafft. Peer Göbel, Kopf und Namensgeber der Gruppe Peer, Berliner Rumtreiber und einer der unscheinbaren aber beeindruckenden Poeten dieses Landes. Nach zwei selbstgebastelten CDs (wovon eine ca. 24 Lieder für das Ende eines Mixtapes in den Längen von 10 Sekunden bis zu 4 Minuten beinhaltet) und zwei Alben mit seiner Band Mobilé nun das erste richtige mit Musikern im Rücken. Produziert von Locas in Love Mitgliedern, erinnert „Wir sind Peer“ immer noch stark an frühe Tocos oder an Erdmöbel. Aber wenn Peer ein Lied wie „Schutzraum“ singt, in dem es heißt „Früher waren wir Zitate, jetzt sind wir Sicherheitskopien“ oder „Je älter ich werde umso weniger bin ich mir sicher“ (in dem Stück „Im Gegenteil“), dann erkennt man den Unterschied. Und das ist auf gar keinen Fall negativ gemeint. Schade dass die Guten immer im Hintergrund spielen.

The Phantom Band – „The Wants“
VÖ: 15.10.2010
Web: myspace
Label: Chemikal Underground
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Auch eher im Hintergrund spielen die Herren der Phantom Band aus Glasgow, und das, obwohl sich ihr Debüt „Checkmate Savage“ 2009 auf der Bestenliste vieler Musikkritiker wiederfand. Seit 2002 machen die sechs gemeinsam Musik, benannten sich gefühlte zehnmal um und landeten schließlich bei dem bezeichnenden „The Phantom Band“. Denn das Spookige, das Geheimnisvolle und Düstere, das liegt den Schotten. Dabei haben sie bezüglich ihres Sounds ebenso Schwierigkeiten sich festzulegen, wie bei ihrem Namen. Wobei das als Stärke zu werten ist, auch wenn sie sich manchmal, ganz phantomlike, ein wenig in ihrem Universum zu verlieren scheinen. Aber wer sich so ungeniert am Krautrock, 80er-Elektro, verspieltem Xylophon und dann doch wieder klassischem Songwriting bedient, dem wird vor allem eins: nicht langweilig. Und das ist ohne Zweifel der Hauptansatz dieser Band!

Suuns – „Zeros QC“
VÖ: 15.10.2010
Web: myspace
Label: Secretly Canadian
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Düster und spooky mögen es auch die Jungs von Suuns, wobei das Quartett aus Montreal gegenüber den Kollegen aus Glasgow noch eins drauflegt. Mit mehr Hall auf den Stimmen, stampfenden Beats und treibenden Synthies reichern sie ihren sonst eher dem Rock angehörigen Sound an. Trotz aller Experiementierfreude fällt „Zeros QC“ unheimlich eingängig aus. Auf die oft hypnotische Atmosphäre lässt man sich gerne ein, und das einerseits Einnehmende und gleichzeitig Verstörende macht eine große Faszination dieses Albums aus. Dabei wollten Suuns bei ihrer Gründung angeblich vor allem nach etwas klingen, dass nicht als simpler Indie-Rock abgetan werden kann… Wie sie darauf kommen? Keine Ahnung! Es ist auf jeden Fall gelungen!

Marnie Stern – „Marnie Stern“
VÖ: 15.10.2010
Web: Homepage
Label: Kill Rock Stars
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Marnie Stern ist in der Musikwelt kein unbeschriebenes Blatt. Sie ist die wohl egozentrischste Gitarristin New York Citys, die ihr Instrument so puristisch bedient und dabei nicht nur auf dröhnende Lautstärke, sondern auch auf chaotische Strukturen baut. Auch mit ihrem dritten, selbstbetitelten Album haut sie voll in diese Kerbe. Sie adaptiert den so protzig klingenden Gitarrenstil von Eddie van Halen und Steve Vai, das so genannte Tapping. Die einst von Männern dominierte Spieltechnik ist Marnie Sterns‘ sichere Bank. Was aber nicht heißen soll, dass ihre neue Platte konservativ oder altbacken daher kommt – ganz im Gegenteil. Das fast schon dem Mathrock zuordenbare Werk besticht ohne Zweifel in Riot Grrrl Manier durch sein Schlagzeugbombardement und Songstrukturdekonstruktion. Wer’s ein bisschen ruhiger mag ist hier falsch aufgehoben, hier geht’s voll auf die Zwölf!

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Diskussionen

0 Comments
  1. posted by
    PEER | Rundumschlag: Erste Presse zu “Wir sind PEER”
    Okt 25, 2010 Reply

    […] “einer der beeindruckenden Poeten dieses Landes” (Byte.FM) […]

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