11.09.: I have a nightmare

„I have a dream“. Am 28. August 1963 hielt Martin Luther King am Lincoln Memorial in Washington, D.C. seine historische Rede.
47 Jahre später trat wieder jemand an das Lincoln Memorial, um in einer Rede „die Ehre Amerikas wiederherzustellen“. Stephen King nennt ihn „Satans geistig behinderten jüngeren Bruder“: der ultrarechte Fox-News-Moderator Glenn Beck. Und es kamen eine Menge Menschen, um Beck zu hören. Je nach Quelle zwischen 70 000 (linksliberale Schätzung) und 1 Million (konservative Zählung).
Aber wer genau ist Glenn Beck? „Ein gewiefter Profiteur der überaus lukrativen Schimpftiraden-Industrie, deren extremistische Provokationen – von zig Radiosendern und Fox News über den Äther geschickt – auf unzähligen Blogs vervielfältigt werden“, schreibt Andrea Köler in der NZZ über den Wortführer der Tea Party, einer politischen Bewegung, die in Amerika immer mehr Anhänger findet und deren Programm Köhler so zusammenfasst: „Nein zur Gesundheitsreform, Nein zum Schuldenberg und zum Banken-Rettungsschirm, Nein zu Steuern und zu Michelle Obamas Bemühungen um die Bekämpfung der Fettsucht und dreimal Nein zu den ‚Eliten‘, egal welcher politischen oder professionellen Provenienz“.
Den Artikel über den „entrepreneur of angst“, der in seiner täglichen Nachmittags-Show „keinen Zweifel daran [lässt], dass Obamas Regierung den Kapitalismus abschaffen und eine maoistische, stalinistische oder auch rassistische Gewaltherrschaft errichten will“ und der Martin Luther King einen „gefährlichen Sozialisten“ genannt hat, findet Ihr hier.

Dabei ist Glenn Becks Angst gegenüber dem Sozialismus völlig unbegründet. Der funktioniert nämlich nicht. Sagt Fidel Castro (!). Die Berliner Zeitung fasst hier das Interview zusammen, das Castro dem amerikanischen Magazin The Atlantic gegeben hat. Und hier gibt es das komplette Interview zum Nachlesen, in dem Fidel Castro auch Ahmadinedschads Leugnug des Holocaust kritisiert und dem Iraner dringend rät, die Juden nicht mehr zu beleidigen. „Es sei der Sache des Friedens dienlicher, die Einmaligkeit der Geschichte des Antisemitismus anzuerkennen und zu versuchen zu verstehen, warum die Israelis um ihre Existenz fürchteten.“

Bleiben wir bei der Diffamierung von Glauben. In Murfreesboro in US-Staat Tennessee spaltet der geplante Bau einer Moschee die Bevölkerung und führt zu heftigen Protesten gegen Muslime. Dorothea Hahn war für die taz in Murfreesboro und hat dabei Kämpfer gegen „terroristische Ausbildungslager“, aber auch Bewohner mit gesundem Menschenverstand getroffen.

„Alltogethernow“, das wäre auch ein gutes Motto für Murfreesboro. Sollten sich die Bewohner tatsächlich überwinden, miteinander auszukommen, wäre der Slogan allerdings schon besetzt. Den hat sich nämlich die Berlin Music Week geschnappt und nannte so das Diskussionsforum auf der Musikmesse. In der FR gibt es einen Bericht über die Music Week, mit der Erkenntnis, dass „das Geschäft klagt und schrumpft, während die Musik kein bisschen schlechter wird.“

Schon immer hervorragend, aber leider nie so erfolgreich, wie sie es verdient hätte, war die Musik von Edwyn Collins. Am 17. September veröffentlich der Frontmann der legendären schottischen Band Orange Juice sein mittlerweile siebtes Soloalbum. Dabei erlitt Collins vor fünf Jahren innerhalb von wenigen Tagen zwei Gehirnschläge und verlor die Fähigkeit zu sprechen, zu schreiben und zu lesen. All das musste er sich erst wieder beibringen. Ein Porträt über den bemerkenswerten Musiker könnt Ihr im Guardian lesen.

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