16.06.: Das Ende, der Anfang und Ozzy Osbournes Erbgut

Geeta Dayal ist Musikkritikerin und Betreiberin des Blogs theoriginalsoundtrack.com. Doch ihr Beruf ist gefährdet, sagt sie: „In den USA findet Musikkritik heute in Blogs statt“ und „Websites wie Pitchfork zahlen wenig, […] renommierte Kritiker haben umgeschult“. Auf taz.de macht sie sich Gedanken über die Verlagerung des Musikjournalismus ins Netz, prophezeit das Ende der Spex, lobt aber dennoch die deutsche Medienlandschaft. „Einige der begabtesten Musikkritiker, die ich kenne, haben eine andere Karriere eingeschlagen, sind Anwalt oder Manager geworden. Und ich schreibe für Kunstmagazine über Musik, weil es keine Musikmagazine mehr gibt, für die ich schreiben könnte. Das stimmt mich sehr traurig. Es muss doch einen Weg geben, Musikkritik weiter lebensfähig zu machen!“

Ein ähnliches Thema behandelt Zeit Online: „Geh ins Internet und mach es selbst, lautet die Devise unter vielen Kreativen.“ Unter dem Titel „Twittern im Akkord“ schreibt Wiebke Colmorgen über verschiedene Möglichkeiten der Vermarktung für junge Musiker und weiß: „Ohne Netzwerke hat es noch keiner geschafft.“

Der Erfolg von Rammstein ist wohl nicht auf Netzwerke, sondern eher auf eine besondere Form des kreativen Ausdrucks zurückzuführen. Vor kurzem Entschied das Verfassungsgericht Köln, dass die Indizierung der aktuellen Rammstein-CD „Liebe ist für alle da“, „keine wirklichkeitsnahen Gewaltexzesse“ enthält und daher von der „Liste der jugendgefährdenden Medien“ gestrichen wird. Der Freitag nutzt das zum Anlass und bemängelt das Vorgehen „der x-fachen Bundesmutter von der Leyen“. Da mussten wir schmunzeln.

Ozzy Osbourne, Schmunzler und ärgster Verfechter des ungesunden Lebensstils, lässt nun umfangreich sein Erbgut testen. Richtig gehört! Für schlappe £29.000 will er endlich Klarheit haben, ob seine Gene dafür verantwortlich sind, dass er immernoch lebt. Wie der NME berichtet, bezeichnet sich Osbourne selber als „‚medical miracle‘ after going on a ‚bender‘ for ’40 years'“. Ein Ergebnis wird frühstens in drei Monaten erwartet.

Mindestens drei Monate wird auch der Erfolg von Kele Okereke anhalten, behaupten wir einfach mal. Der Muskelmann aus England veröffentlicht gerade sein Album „The Boxer“ und ist jetzt schon der „Jimi Hendrix der Internet-Blogs“. Rosen hier, Küsschen da, Okereke ist wunderbar! Des Lobes nicht genug, ist „The Boxer“ auch Album der Woche bei ByteFM. Wenn das kein Qualitätsmerkmal ist.
The Quietus entlockt dem sonst eher wortkargen Sänger einige längere Antworten, das Paste Magazine stellt in der Reihe „Ears We Trust“ Okerekes derzeitigen Lieblingsalben vor und Drowned In Sound schreibt eine nicht ganz so positive Rezension: „What we’re left with is a batch of half-edited ideas glued together from stray bits of forgotten musical debris“.

Auch die Gorillaz werden gerne mal erwähnt. Sicher habt Ihr Euch beim Einschlafen oder Eis essen oft gefragt, wie die Gorillaz eigentlich nach „Plastic Beach“ (Titel des aktuellen Albums) kamen, oder? Das neue Video zum Titel „On Melancholy Hill“ gibt die Antwort. Die schriftliche Erklärung findet Ihr auf Spex Online, die visuelle Version hier.

Fast so erfolgreich wie Kele und die Gorillaz war Heidi Kabel, die am Dienstag im Alter von 95 Jahren gestorben ist. Der Tagesspiegel widmet der Volksschauspielerin aus Hamburg einen Nachruf.

Das SZ Magazin beschäftigt sich derweil mit dem englischen DJ und BBC-Moderator Gilles Peterson. Peterson sorgt gerade mit einer Compilation dafür, dass Musik aus Kuba einer breiteren Hörerschaft zugänglich gemacht wird. „So eine Platte kann man heute nicht mehr allein mit den Verkaufserlösen verdienen, dafür braucht man Sponsoren“, so der Brite.

Oft sind billige (illegale) Downloads die Miesepeter, wenn man von Verkaufserlösen spricht. Doch neben illegalen Downloads gibt es tatsächlich noch illegale Vinyl-Pressungen. Man glaubt es kaum und ist sich nicht sicher, ob man sich freuen oder ärgern soll. Das Prefixmag berichtet, dass nun eine Razzia bei einem großen, nicht lizenzierten Vinyl-Presswerk stattfand. Zwei deutsche Staatsbürger haben offenbar mehrere 7″ und 12″ gepresst, darunter „rare Rolling Stones bootlegs.“ Die Zeiten von Vinyl sind eben total vorbei und jetzt wissen wir wer Schuld ist: die englische Polizei. Naja, ein dummer Gedanke.

Während Popmatters noch über „R&B Posse Tracks“ schreibt, stellen wir nun eine Frage, die uns schon lange beschäftigt: Wen interessiert es eigentlich, dass Bands ihre Playlists vorab veröffentlichen? Was ist daran so interessant?

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Diskussionen

0 Comments
  1. posted by
    “I love the smell of armpits in the morning. It’s like victory.” : ByteFM Magazin
    Jun 21, 2010 Reply

    […] in Madame Tussauds Wachsfigurenkabinnet oder ließ ein umfangreiches Bild von seinem Erbgut erstellen, da er sich wundert, dass er noch am Leben ist. Der alte Pragmatiker. Spinner führt ein […]

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