A Tribe Called Knarf – „Es Ist Die Wahrheit Obwohl Es Nie Passierte“ (Album der Woche / Rezension)

Cover des Albums Es Ist Die Wahrheit Obwohl Es Nie Passierte von A Tribe Called Knarf

Veröffentlichung: 30. Oktober 2015
Web: knarfrelloem.org/
Label: Staatsakt

Nie passiert, trotzdem da – das neue Album von der Formation, die im Jahr 2015 A Tribe Called Knarf heißt. Zuvor gab es sie schon als Knarf Rellöm Trinity, Knarf Rellöm ISM und Knarf Rellöm With The Shi Sha Shellöm. So viele bunte Pseudonyme, dass man gar nicht mehr an diesem Umlaut hängen bleibt. An „Es Ist Die Wahrheit Obwohl Es Nie Passierte“ tut man das schon. Wie bei den letzten Knarf-Platten haben an dieser auch DJ Patex und Viktor Marek ihren großen Anteil, steuern schneidende Stimme, coolen Bass, abgefahrene Synthesizer und einiges mehr bei. Space-Disco, Dub, Rock, Funk, Hörspiel – geht hier alles.

Der Tribe macht, anders als es der Name vermuten lässt, nicht wirklich auf HipHop. Ausnahme ist der an schnoddrigem Sprechgesang reiche Track „Mein Nachbar Ist Ein Alien“, dessen in Höhen und Tiefen lässiger Groove zu einer Tanzart verführt, die sich am ehesten so beschreiben lässt: locker vom rechten auf den linken Fuß und zurück, mit nickendem Kopf und leicht hängenden Schultern. So eine gut ausgependelte Position braucht es auch, um sich voll auf die Texte einzulassen, die Byte-Kollege Klaus Walter mittels zur Platte gehörendem Presserelease mit einem netzwerkartigen Wegweiser versehen hat. Vom Kapitalistischem Realismus geht es da über Kalauer zur Auteur-Theorie.

Knarf Rellöm kann gut ulken, erzählen, zitieren und rekontextualisieren, proklamieren, zu sich sprechen, zu dir sprechen. Im Opener „Bassline, That Was So Fine“ durchbricht die Band die vierte Wand, in dem sie über eine groovende, rockige Bassline den Bogen spannt von Knarfs erlebtem Tag, dem Niederschreiben dessen, bis zum Moment, in dem der Text erst Lied, dann aufgenommen, gepresst, gekauft und angehört wird. Verführerisch slow klingt „The Praxis Of Love“, das ganz in Christiane-Rösinger-Manier an der Überhöhung der romantischen Liebe zweifelt. Minimalen, aber ansteckenden Dub-Charme versprüht „You Wanna Be Like Me“, das sich der transzendierenden Qualität von Identität widmet. Und das in Formulierungen, die sehr viel weniger verschachtelt als dieser Absatz sind und sich deswegen schön im Ohr festsetzen.

Geballte Wahrheit gibt es in „Über 20 Geschichten“ – musikalisch ein Indie-Disco-Hit, textlich eine popkulturelle Geschichtsstunde mit Haken. Wer außer Rellöm, Patex und Marek könnte so eine Kombination aus dem Ärmel schütteln? Vielleicht noch Die Goldenen Zitronen, die mit „Geschichte der Menschheit, Teil 17: Krieg“ zitiert werden, die damals aber schon ein früheres Knarf-Produkt, nämlich Huah! zitierten. Ein Teufelskreis, der auf Trab hält, ganz wie „Es Ist Die Wahrheit Obwohl Es Nie Passierte“.

Unter allen Freunden von ByteFM verlosen wir einige Exemplare des Albums. Wer gewinnen möchte, schreibt eine E-Mail mit dem Betreff „Knarf“ und seiner/ihrer vollständigen Postanschrift an radio@byte.fm.

A Tribe Called Knarf live, präsentiert von ByteFM:

18.11.15 Leipzig – Ilses Erika
20.11.15 Berlin – Monarch
24.11.15 Frankfurt am Main – Mousonturm
25.11.15 Bremen – Schwankhalle
26.11.15 Hamburg – Molotow
02.12.15 Köln – King Georg
03.12.15 Oberhausen – Druckluft
13.01.16 München – Unter Deck
14.01.16 Linz (A) – KAPU
16.01.16 Wien (A) – brut
21.01.16 Schaffhausen (CH) – Cardinal
22.01.16 Zürich (CH) – Helsinki
23.01.16 Bern (CH) – Café Kairo
24.01.16 Stuttgart – Merlin
17.02.16 Düsseldorf – zakk

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