Deerhunter – „Fading Frontier“ (4AD)
Deerhunter haben viele Gesichter. Die Band aus Atlanta, Georgia, hat in den letzten zehn Jahren sieben Studioalben und zwei EPs, die eher Minialben sind, veröffentlicht. Zwischen denen changiert der Sound der Band um Bradford Cox zwischen psychedelischem Pop, Noise-Experimenten, Shoegaze und Post-Punk. Mit der letzten Platte „Monomania“ huldigten Deerhunter der Musik aus der Garage, rau und rumpelig klang die Platte.
Mit Nostalgie möchte Cox jedoch nichts am Hut haben. In einem Interview mit Vulture, dem Popkultur-Portal vom New York Magazine, sagte er, dass er den Materialismus, der oft eng an Nostalgie geknüpft ist, überhaupt nicht leiden kann. Trotzdem kaufte sich der Musiker inspiriert von der Komponistin Laurie Spiegel einen Odyssey-Synthesizer. Der ist auch auf „Fading Frontier“ zu hören, und der Name Spiegel taucht auf einer „Concept Map“ auf, die Bradford Cox für Deerhunters siebtes Album erstellt hat. Neben seinem Autounfall, der 2014 geschah, finden sich dort Anhalts- beziehungsweise Inspirationspunkte wie „soulless new car smell“, „Tom Petty“ und die Baumart „Blue Atlas Cedars“.
Den Sound betreffend bewegt sich „Fading Frontier“ zwischen vielen Ecken, hallt von einer Kurve in die nächste, klirrt und schaukelt. Vor allem schwingt die Platte, für Deerhunter-Verhältnisse ist sie mit vielen poppigen Momenten gespickt, die natürlich den Weg durch einige Filter nehmen. „Take Care“ zum Beispiel ist ein klanglich heterogenes, wohltuendes Stück. Eine simple Gitarrenmelodie legt sich über langgezogene Synthesizer, Drum Machine und Backgroundgesang, deren Echos ein leises Brausen heraufbeschwören. So ein Brausen, das einen in die Schwerelosigkeit zu heben scheint, bestimmt auch das spacige „Ad Astra“ und das schleppend-eingängige „Carrion“.
Mit „Snakeskin“ haben Deerhunter eine packende, leicht rotzige Rock’n’Roll-Nummer auf „Fading Frontier“ untergebracht. Der lässig-vertrackt-glänzende Sound, der die Band ausmacht, kommt am besten beim müden, aber energischen Track „Breaker“ zum Ausdruck.
So ist „Fading Frontier“ wieder ein Album ganz im Stile von Deerhunter geworden, mit Anleihen aus sonnenverwöhntem Indierock, avantgardistischen Abgründen und gemütlicher Psychedelia. Gespielt mit halbgeöffneten Augen und strahlendem Eifer.
Veröffentlichung: 16. Oktober 2015
Label: 4AD