Tame Impala – „Currents“ (Album der Woche)

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Tame Impala – „Currents“ (Caroline)

 

Entdeckt man „Currents“, das neue Album von Tame Impala, in einem Plattenladen, könnte man denken, dass man gerade in der Kiste mit der Aufschrift „Psychedelic 70er“ wühlt. So originalgetreu wirkt die Grafik, die der Künstler Robert Beatty aus Kentucky gestaltet hat. Trifft aber die Nadel einmal das Vinyl, ist klar zu hören, dass „Currents“ ein aktuelles Werk ist. Das mag jedoch etwas mehr an der klaren Produktion als an den Songideen liegen. Die 13 Tracks der Platte bedienen sich unüberhörbar an 70er-Funk und 80er-Pop, bringen verschiedene Einflüsse zu einem Strom zusammen.

Stichwort Strom: Der Titel „Currents“, zu deutsch „Ströme“, ist Programm. Der Australier Kevin Parker, Mittelpunkt, Kopf und Produzent von Tame Impala, hat sehr viel Persönliches in das Album einfließen lassen. Es handelt davon, die eigene Persönlichkeit in eine Richtung zu ändern, die man nie für möglich hielt. Die Texte auf dem Album fallen selbstkritisch und philosophisch aus. Parkers Stimme steht im Gegensatz zum Tame-Impala-Album „Lonerism“ ganz vorn. Der Hall-reiche Rock vom letztem Album musste vielschichtigeren, spacigen Kompositionen weichen.

Dass Veränderung ansteht, macht der fast achtminütige Opener „Let It Happen“ klar. Er startet energisch mit straightem Beat und atmosphärischen Synths, nimmt nach und nach mehr Fahrt auf, taucht manchmal unter Wasser und geht am Ende vollends in einem Disco-Pop-Sound auf, der an das Meisterwerk „Discovery“ von Daft Punk erinnert. Weltall-Klänge, schillernde Echos, und ausufernde Keyboards nehmen viel Platz auf „Currents“ ein. Das knackige Schlagzeug wirkt aber dem totalen Benebelungsgefühl entgegen.

Und zwischen all den ätherischen Discoschwaden gibt es auch handfeste Popstücke. „The Moment“ ist so eines, mit Harmoniegesang, beschwingter Bassline und elektronischen Bläsern. Im ähnlichen Geiste, angeführt von einer funkigen Gitarrenmelodie, schwingt „The Less I Know The Better“ mit. Und „New Person, Same Old Mistakes“, das „Currents“ abschließt, klingt vergleichsweise klar und rockig und knüpft damit an „Lonerism“ an.

Trotzdem, den Tausch von psychedelischer Gitarre gegen betörende Synths, kann man nur befürworten.

Veröffentlichung: 17. Juli 2015
Label: Caroline

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