Mit Geschwistern Bands zu gründen, ist nicht ungewöhnlich. Mit dem eigenen Vater dagegen schon. Der 18-jährige Spencer Tweedy hat kein Problem damit, mit seinem Erzeuger unter dem Namen Tweedy zu debütieren. Kunststück, denn Spencers Vater heißt Jeff Tweedy und ist einer der stärksten Songwriter, die der Alternative Country zu bieten hat. Mit Uncle Tupelo hatte Tweedy Senior in den 90er-Jahren den Countryrock gehörig gegen den Strich gebürstet und das Americana-Genre von glatten Rednecks befreit. Als Mitglied von Wilco steht der 47-Jährige zudem für einen alternativen Rockentwurf, der sich spröde und unfrisiert mit warmherzigen Melodien zur unvermuteten Charme-Attacke wandelt.
Dieser Doppelter-Boden-Effekt zeigt sich auch auf „Sukeriae“. Viele der insgesamt 20 (!) Songs wirken wie hingejammte Skizzen, entfalten aber nach und nach eine beeindruckende Tiefe. Ursprünglich hatte Jeff Tweedy diese Platte als Soloalbum geplant. Sein Sohn zeigte sich aber schon auf dem von ihm produzierten Mavis-Staples-Album als fähiger Schlagzeuger, also wurde aus solo ein familiäres Duo. Der Albumtitel ist übrigens eine Anspielung auf den Spitznamen von Mama Tweedy, Susan Miller, die an einer seltenen Form von Blutkrebs leidet. Entsprechend tragen sogar die leichtfüßigeren Nummern wie „Low Key“ stets etwas Tristes in sich. So schlurft Jeff Tweedys Stimme verschlafen und träge durch die Songs, Gitarre und Bass mäandern vor sich hin, nur Tweedy Jr. scheint unaufhaltsam tapfer gegen die Resignation des Vaters anzutrommeln. Dann aber reißt im nächsten Moment ein rhythmischer Übergang alles raus, Gesang und Instrumentierung schwellen an, dröhnen und verlaufen sich wieder ins Nirgendwo. Mit einem Hang zur Behaglichkeit zeigt sich „Nobody Dies Anymore“ und „Wait For Love“ begleitet ein optimistisches Pfeifkonzert – ein Song, der wie Staub aufwirbelndes Sonnenlicht wirkt.
Spielen sich die beiden Hauptakteure auf „Sukeriae“ im Opener „Please Don’t Let Me Be So Understood“ noch gleichberechtigt in den Vordergrund, gerät der junge Tweedy im Lauf der Platte immer wieder ins Hintertreffen. Zu dominant und allgegenwärtig ist sein Vater im Gesang, an Gitarre und Bass. Ein Nachteil ist das nicht. Denn so wie erwachsene Abgeklärtheit und jugendliche Aufbruchstimmung in „Sukeriae“ aufeinandertreffen, wird diese familiäre Zusammenarbeit hoffentlich in Zukunft weiter fortgesetzt.