VÖ: 8. Februar 2013
Web: matthewewhite.com
Label: Domino
Randy Newman steht vor der Tür seiner riesigen, perlweißen Villa in Los Angeles. Er hält seine Hand vor die blendende Sonne und runzelt die Stirn. Draußen vor dem Tor findet ein Aufruhr statt und Newman beobachtet, wie ein junger Mann die Masse der dauercampenden Singer-Songwriter jäh durchbricht und dann, an jedem Arm einen Wachmann hängen habend, die palmengesäumte Auffahrt hinaufmarschiert. Vielleicht bekommt Newman es jetzt mit der Angst zu tun, denn der Eindringling sieht mit seinen langen Haaren und dem wilden Vollbart etwas bedrohlich aus. Aber die Sonnenbrille ist cool und irgendwie hat der Besucher etwas Friedliches an sich. Während der Fremde die Treppe erklimmt, zieht er eine Papphülle samt CD aus der Tasche, und als der sprachlose Newman danach greift, durchfährt ihn eine unglaubliche Kraft und Liebe …
Vielleicht war es nicht ganz so dramatisch, aber sicher nicht minder aufregend für Matthew E. White, als er damals persönlich bei seinem Idol Randy Newman vorbeifuhr und diesem sein Debüt „Big Inner“ überreichte.
Matthew E. White, 29 Jahre alt, wuchs behütet als jüngster Sohn seiner Eltern, beide Missionare, zwischen dem wilden Dschungel von Manila und dem gemähten Rasen eines Hinterhofes in Richmond auf. Hier, in Virginia, sitzt Country und Jazz ganz tief. Von hier kamen Ella Fitzgerald und Patsy Cline.
Die Musik des amerikanischen Südens zur goldenen Ära des Country-Souls und die Liebe aus den verschiedenen Lebenswelten seiner Jugend bringt White auf seinem Debüt zusammen. „Big Inner“ besteht aus sieben Stücken, die den kosmischen, erzählerischen Country-Soul der 70er-Jahre wieder heraufbeschwören. Und es trägt sehr viel Liebe in sich. Die Liebe zum Leben. Die Liebe zu Gott. Die Liebe zur Musik. Fast ein wenig zu missionarisch angehaucht, wenn White von seinem Begleiter Jesus und der heilenden Kraft Gottes singt.
Aufgenommen wurde das Album im Spacebomb Studio, einem Haus (eher Dachgeschoss) am Westende von Richmond, der Hauptstadt Virginias mit 200.000 Einwohnern. Die Studiofamilie besteht aus White selbst und seiner Hausband mit Bassist Cameron Ralston („The Wise“) und Schlagzeuger Pinson Chanselle („The Mighty“). Dazu gibt es ein Team bestehend aus Bläsern, Streichern und einem Chor. Sie alle sind auf „Big Inner“ zu hören und fließen gleich im Introstück der Platte „One Of These Days“ wunderbar ein. Hier gibt uns White eine erste Kostprobe seiner sanft gurrenden Stimme. Die Band spielt auf den Punkt eine geheimnisvolle und jazzige Geisterbeschwörung, in einer Mischung aus Bläsern und Chorgesang. Ganz vorsichtig, aber immer stark genug, den Hörer zu erreichen. „Gone Away“ schrieb White in der Nacht als sein junger Cousin starb. Dieses Stück ist ein Gospel, über den schmalen Grat zwischen der Finsternis in der dunkelsten Stunde und dem göttlichen Licht des Himmelreichs. “Big Love“ lässt den Hörer aus der Nachdenklichkeit heraustanzen.
Die Platte erinnert besonders an Randy Newmans „Good Old Boys“ von 1974. Aber auch an Werke von Lambchop und gefällt sicher auch Fans von Bon Iver aus der jüngeren Generation. Die Stücke kommen dem lockeren Funk New Orleans der 70er-Jahre nach, erklingen jedoch in einem satten Vintage-Sound und ergeben ein wohliges Zusammenspiel moderner Jazz- und Soulklänge. „This Album feels like a hug“, schrieb ein Fan über „Big Inner“. Das stimmt.
Das ByteFM Album der Woche.
In den ByteFM-Magazin-Sendungen spielen wir täglich Musik aus unserem Album der Woche. Die ausführliche Hörprobe folgt am Freitag ab 13 Uhr in Neuland.
Unter allen Freunden von ByteFM verlosen wir einige Exemplare des Albums. Wer gewinnen möchte, schreibt eine E-Mail mit dem Betreff „Big Inner“ und seiner/ihrer vollständigen Postanschrift an radio@byte.fm.
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