Darkstar – „Foam Island“ (Album der Woche)

Cover des Albums „Foam Island“ von Darkstar

Darkstar – „Foam Island“ (Warp)

Dunkle Zeiten, davon gab es viele in England. Eine Phase, deren popkulturelle Aufarbeitung immer noch nachwirkt, sind die 80er-Jahre. Die Zeit, in der die konservative Margaret Thatcher regierte, in der die Arbeitslosigkeit stieg und die Sozialleistungen sanken. Manch einer mag sagen, dass das rebellische Feuer, dass die eiserne Lady in britischen Musikszenen provozierte, das einzig Gute an ihr war. Der Spirit dieser Zeit findet sich zum Beispiel im düsteren „Ghost Town“ von The Specials, „Stand Down Margaret“ von The Beat und einigen Stücken von Sham 69, The Clash, The Jam.

Zu einer ähnlichen fragwürdigen Popularität könnte es der amtierende Prime Minister David Cameron schaffen. Funken schlagen zum Beispiel aus Richtung Sleaford Mods. Das Duo Darkstar setzt die Thematik nun in eine ganz andere Atmosphäre, Eckpunkte R&B und Electronica. Die beiden kommen aus Nordengland, dem britischen Pott, einer Gegend, die von Thatchers Politik besonders gebeutelt wurde. Auf Besuchen im letzten Jahr stellten Aiden Whalley und James Young fest, dass sich die Stimmung in ihrer Heimat geändert hatte. Trostloser, härter, grauer wurde es.

So kamen sie auf die Idee, sich mit jungen Menschen aus der Region zu unterhalten. Und diese O-Töne spiegeln mehr Facetten wieder als Verärgerung und Desillusionierung. Aus den Soundschnipseln, die jeden Track auf „Foam Island“ mitbestimmen, dringen Hoffnung und Ambitionen hervor. Eingebettet sind die Interviewausschnitte in ein Klanggewebe aus kühlen Drum Machines, Ambient-Flächen und eingängigen Synthies. Das mündet dann mal in poppige Tracks wie das pluckernde „Go Natural“ und das lässig dahinfließende „Foam Island“. Flächige, soundtrackeske Abwechslung bieten „Tilly’s Theme“ und „A Different Kind Of Struggle“, das sich aus Stimmengewirr speist. Für die Tanzfläche ist auch was dabei, zum Beispiel der mäandernde Track „Stoke The Fire“.

„Foam Island“ ist weder klassisches Album noch 12″-Dancetrack-Compilation. Aiden Whalley und James Young haben ein neues Genre aufgemacht, Oral History trifft auf einen popgeschulten, elektronischen Sound. Und das Konzept geht fabelhaft auf.

Veröffentlichung: 2. Oktober 2015
Label: Warp

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