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Was ist Musik Alle Liebe legal

ByteFM: Was ist Musik vom 02.02.2014

Ausgabe vom 02.02.2014: Alle Liebe legal

WIRE über Burial: „Im Jahr 2013 wurden transgender-Themen und und Intersektionalität viel diskutiert.“ Sieben Seiten weiter wird das neue Album von Planningtorock besprochen.
WIKIPEDIA: „Planningtorock ist eine englische Musikerin und Performance-Künstlerin. Sie nutzt bei ihren Arbeiten Sound-Verfremdungen sowie Masken und Licht-Installationen.“ Nicht bei wiki: Planningtorock wird in Bolton/England geboren und auf den Namen Janine Rostron getauft, seit 2002 lebt sie in Berlin und hat vor einiger Zeit ihren Namen geändert: aus Janine Rostron wurde Jam Rostron.
WIRE: „Der Dancefloor als ein utopischer Raum jenseits aller Vorurteile, wo die Musik definierte und begrenzte Körper zu einem flüssigen Begehren verschmelzen kann – das ist gleichermaßen ein verlockendes Ideal wie eine reale, wenn auch oft flüchtige Erfahrung. Es ist naiv, die wenigen Quadratmeter im Club als echte Gleichmacher/Ausgleicher (equalisers) zu feiern, schließlich reichen fehlende connections, die falschen Klamotten, oder der falsche Körper, und du schaffst es nicht über die Schwelle. Dennoch ist die Geschichte von Disco, Electro und vor allem House eng verbunden mit der Geschichte der Befreiung von LGBT-Individuen oder people of colour.“

Während Beyoncé ihre „Superpower“ (der Hit mit Frank Ocean, noch so ein Zeichen) im Regelkreis des Differenzfeminismus einsetzt, rückt Planningtorock mit dem Album „All love´s legal“ ihren bislang nur in Nischen zustimmungsfähigen dekonstruktivistischen Feminismus näher ans Zentrum der Aufmerksamkeitsökonomie. Keine Angst vor schweren Zeichen: „Let´s talk about gender Baby“, „Misogyny Drop Dead“, „Beyond Binary Binds“, „Patriarchy Over & Out“, so heißen die Songs. Auch musikalisch setzt Planningtorock auf größere Reichweite. „Human Drama“ kommt so humanmelodramatisch daher, wie einst Bronski Beats „Smalltown Boy“, der flieht aus seinem Kaff, wo er seine Sexualität nicht leben kann.
“Trying to find the words to explain my sexuality
It's liquid, it's living, a moving love defined by itself
There's no rules, no convention
This love can go where ever it wants
Gimme a human drama
And understand that gender's just a game
Gimme a human drama
Our sexuality is not the same!
Gimme a human drama
The personal is so political.”
Das Persönliche ist politisch, jaja, ihr lieben 68er. Aber “All Love´s Legal“ ist nicht gemacht für Euch, die ihr schon mit dem Smalltown Boy gelitten haben, die Metamorphose von Wayne zu Jayne County miterlebt habt und die Verwandlung des Walter Carlos in Wendy. Wie gehabt queert Planningtorock ihre Stimme zu einem hypergeschlechtlichen Organ, allerdings stellt sie sich musikalisch eindeutiger denn je in das Kontinuum des sexuell andersdenkenden Pop. Die Linie geht zurück von Hercules & Love Affair über Antony & Coco Rosie (die gerade ein Feminist Arts Magazine mit dem hübschen Namen Girls Against God lancieren), den Gay Pop der Achtziger (Frankie, Culture Club, Erasure, Bronski Beat, Marylin…) und Hi-NRG bis zur Proto-House-Ekstase von The Faboulos Sylvester – so der Titel von Joshua Gamsons hervorragender Biografie. (mehr dazu in der nächsten SPEX, Gegenwartskunde)

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Playlist

1.  Planningtorock / Welcome/All Love’s Legal
All Love’s Legal / Humanlevel
2.  Planningtorock / Public Love
All Love’s Legal / Humanlevel
3.  Sylvester / I Need Somebody To Love Tonight
Mighty Real / Fantasy
4.  Planningtorock / Purple Love
All Love’s Legal / Humanlevel
5.  Planningtorock / Let’s Talk About Gender, Baby
All Love’s Legal / Humanlevel
6.  Planningtorock / Human Drama
All Love’s Legal / Humanlevel
7.  Bronski Beat / Smalltown Boy
The Singles Collection / London
8.  Planningtorock / Patriarchy Over And Out
All Love’s Legal / Humanlevel
9.  Hercules & Love Affair / Blind (Feat. Antony Hegarty)
Hercules & Love Affair / EMI
10.  Yoko Ono / Walking On Thin Ice
Best Of / Rhino
11.  Peaches / Burst (Planningtorock Remix)
Burst / Kitty-Yo