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Kramladen Oscar Wilde und seine Spuren im Pop - aus Anlass des 160. Geburtstages von Oscar Wilde

ByteFM: Kramladen vom 23.10.2014

Ausgabe vom 23.10.2014: Oscar Wilde und seine Spuren im Pop - aus Anlass des 160. Geburtstages von Oscar Wilde

„Musik ist der vollkommenste Typus der Kunst. Sie verrät nie ihr letztes Geheimnis“, schrieb Oscar Wilde, der irische Lyriker, Dramatiker, Bühnenautor, Dandy und Ästhet.

Er war ein wortgewandter, scharfsinniger, geistreicher, unbequemer, humorvoller, eigenwilliger Mensch, der wegen seiner homoerotischen Neigung von der englischen Gesellschaft geächtet und angeklagt und mit zwei Jahren Zuchthaus bestraft wurde. Sein Kommentar lautete: „Die Moral ist immer die letzte Zuflucht der Leute, welche die Schönheit nicht begreifen“. - Und über seine homoerotische Neigung sagte er: „Allem kann ich widerstehen, nur der Versuchung nicht.“ Heute gilt Oscar Wilde als Pop-Ahne, als der Künstler, der „die sexuellen Codes am nachhaltigsten änderte“. Er war ein Vorbild für den Glamrock, für die Edelpunks und alle unangepassten Bohemiens.

Immer wieder wird die Frage gestellt, wer ist der Oscar Wilde der Popmusik? Und immer wieder werden alte und neue Namen genannt, so z.B. Mick Jagger, Elton John, Bryan Ferry, Marc Almond und Bono, oder zutreffender: Pete Doherty, Morrissey, Jarvis Jocker und natürlich David Bowie.

Oscar Wildes berühmter Romanfigur Dorian Gray begegnet man als Zitat in etlichen Popsongs, und der Roman „Das Bildnis des Dorian Gray“ diente auch als Vorbild für verschiedene Konzeptalben, Musicals und Pop-Kinofilme. Und immer wieder nennen junge Songschreiber den Namen Oscar Wilde als wichtige Inspiration.

Vor rund 140 Jahren war Oscar Wilde in London berühmt berüchtigt wegen seiner Auftritte in den Clubs der vornehmen Kreise und auf den Soirées der gehobenen Stände, die er einerseits brüskierte, andererseits hofierte und als Mann von Stil und Welt auch mal in Schutz nahm, wenn ihm danach war. „Sprich nie verächtlich über die vornehme Gesellschaft“, sagte er einmal. „Nur wem es nicht gelingt hineinzukommen, spottet darüber“. Eines seiner berühmtesten Bonmots lautet: „Ich habe einen ganz einfachen Geschmack. ich bin immer mit dem Besten zufrieden.“ Und dazu passte auch diese Forderung: „Man versehe mich mit Luxus. Auf alles ‚Notwendige’ kann ich gerne verzichten.“ Und auch aus dem nächsten Spruch spricht der Snob: „Der Kultivierte bedauert nie einen Genuss, der Unkultivierte weiß überhaupt nicht, was ein Genuss ist.“ 16 Jahre lang war Oscar Wilde der Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens in der Metropole an der Themse.

Die Londoner Jahre gelten als die wichtigsten des in Dublin 1854 geborenen Dichters, Lebenskünstlers, Nachtschwärmers und exzentrischen Dandys, der „mit Witz und Sprachgewandtheit jede aristokratische Dinnerparty unter den Tisch redete“. In seinen Werken, Dramen und Theaterstücken und auch in seinem einzigen Roman „Das Bildnis des Dorian Gray“ nahm er eben jene vornehmen Stände, jene versnobte Gesellschaft, zu der auch selbst gehörte, aufs Korn und stellte sie in Frage. Doch die von ihm mit Spott überzogenen feinen Kreise rächten sich bitter an ihm, als man ihm, dem nur scheinbar gesitteten Ehemann und Vater zweier Söhne nachweisen konnte, dass er sexuelle Beziehungen zu Männern pflegte. Wegen Homosexualität wurde er im Mai 1895 zu zwei Jahren Zuchthaus und schwerer Zwangsarbeit - die damals mögliche Höchststrafe - verurteilt. Später schrieb er: „Ich habe noch keinen Menschen mit ausgeprägt moralischem Urteil getroffen, der nicht grausam, rachsüchtig und borniert war“.

Nach seiner Haftentlassung 1897 floh der gesundheitlich schwer angeschlagene Oscar Wilde vor der gesellschaftlichen Ächtung nach Paris, wo er in Armut und Isolation lebte, bis zu seinem Tod am 30.November 1900. Einige Stationen aus der bewegten Geschichte von Oscar Wilde hat Bernie Taupin, der Haustexter von Elton John, sehr pointiert und bilderreich in Worte gefasst. In der Vertonung von Elton John gehört der Song „Oscar Wilde Gets Out“ zu den gelungenen Songs des letzten Elton John-Albums „The Diving Board“. Weitere Songs mit Bezug zu Oscar Wilde sind zu hören, z.B. von Hozier, Morrissey, U2, Gavin Friday, David Bowie und aus dem Soundtrack des Glamrock-Films Velvet Goldmine.

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Playlist

1.  L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik)
Touch Me There / Zappa Records
2.  Hozier / Angel Of Small Death & The Codein Scene
Hozier / Universal
3.  Morrissey / I’m Not A Man
World Peace Is None Of Your Business / Universal
4.  Elton John / Oscar Wilde Gets Out
The Diving Board / Mercury Records
5.  U2 / Mysterious Ways
Achtung Baby / Island records
6.  U2 / The Ocean
Boy / Island
7.  Gavin Friday / Each Man Kills The Thing He Loves
Each Man Kills The Thing He Loves / Polygram
8.  David Bowie / Velvet Goldmine
Space Oddity / RCA
9.  Shudder To Think / Brian Slade / Hot One (Ballad of Maxwell Demon)
Soundtrack Velvet Goldmine / Universal Music
10.  Various Artists / Dorian Gray-Montage
diverse / diverse
11.  David Bowie / Sue (or in a season of crime)
Nothing Has Changed / Parlophone, Columbia, Legacy