Der Musiker und Künstler Dean Blunt ist einer der verwandlungsfreudigsten Berufsweirdos unserer Zeit. Bevor er mit seinem Soloprojekt den Laufsteg des Pop betrat, machte er als Hälfte des enigmatischen Lo-Fi-Pop-Duos Hype Williams den perfekten Soundtrack für kunstaffine Kiffer mit Hang zur urbanen Melancholie. Letztere prägt auch die Grundstimmung seines neuen, am 31. Oktober erschienenen Albums „Black Metal“. Sie ist zwar stets gebrochen, wird dabei aber stets ergänzt von kryptischen Texten und den unterschiedlichen Stilversatzstücken zwischen verdrehtem Blues, skelettiertem HipHop und jamaikanischer Dub-Poesie.
Die Perspektiven und Themen des Albums, dessen Artwork komplett geschwärzt ist, reichen von Fluchtfantasien über introvertierte Reflektionen bis zu Sozialkritik, wie etwa in „Trident Pt 2.“ (nicht auf dem Album enthalten), in dem es um einen Konflikt zwischen Gangs und der Polizei geht.
Ähnlich ambivalent ist die neueste „Internet-Aktion“ des Exzentrikers und „großen Abwesenden des zeitgenössischen Pop“, wie Julian Weber ihn vor Kurzem in der taz nannte. Auf archive.org veröffentlichte er einen mehrseitigen Text zum Album. Neben zynischen, an Raptexten geschulten Gedichtzeilen („You old black intellectuals are all the same, comfort is to blame, truthfully some of you niggas need to get some sleep, your dreams aren’t manifesting correctly“) enthält das Dokument mögliche Entschuldigungen für den Fall, dass ein Album floppt:
„My album was under shipped.“
„My album leaked.“
„I made this album for myself.“
„My label failed to properly promote my album to an urban demographic.“
„My fans don’t want to hear me grow musically.“
„My album will gradually sell more over time.“
„My album was only sold by select retailers.“
„My album wasn’t as good as the last one.“
„My fans aren’t supporting me at SoundScan.“
„I don’t care about record sales.“
Der Text schließt mit einem Zitat und Bild der Boxerlegende Mike Tyson, auf dem er mit einem Trikot der englischen Fußballnationalmannschaft zu sehen ist.