VÖ: 22. August 2014
Web: nielsfrevert.net
Label: Grönland
Niels Frevert ist einer dieser Musiker, denen man endlos zuhören könnte. Sobald der letzte Song der Platte verklungen ist, zuckt die Hand automatisch zum Play-Button und erneut taucht man in den schillernden Klangkosmos ein. Die Stimme des Hamburgers zieht sofort in ihren Bann, es ist die perfekte Mischung aus rauen und zarten Nuancen. Obgleich der Zuschreibung „lässig“ durch exzessiven Gebrauch inzwischen ein fader Beigeschmack innewohnt, passt sie zu Niels Frevert wie die Faust aufs Auge.
Als kreativer Kopf und Sänger der 1991 gegründeten Hamburger Band Nationalgalerie macht Niels Frevert erstmals auf sich aufmerksam. Fünf Jahre und vier Alben später löst sich die Gruppe auf und Frevert startet seine Solokarriere mit dem 1997 erscheinenden, selbstbetitelten Debütalbum. „Paradies Der Gefälschten Dinge“ ist sein inzwischen fünftes Album und im Vergleich zum Vorgänger „Zettel Auf Dem Boden“ von 2011 hat sich einiges geändert. So wechselt der Musiker zu Grönland Records, dem Label von Herbert Grönemeyer. Als Produzent wird Olsen Involtini angeheuert, dem sich in der Vergangenheit auch schon Künstler wie Peter Fox, Miss Platnum oder Casper anvertrauten. Wie das klingt? Orchestraler Pop ist wohl die beste Bezeichnung für das, was Frevert und Involtini da im Studio erschaffen. Ruhige, zurückgenommene Klavierparts, opulente Streicherarrangements, detaillierte Bläser und erdige Akustikgitarren sind die Quintessenz des Albums: „Gehobener Mainstream“, wie Niels Frevert selbst seinen Sound klassifiziert.
Was die Songtexte angeht, ist Niels Frevert ein regelrechter Geschichtenerzähler: Er selektiert kleine Begebenheiten aus dem Leben, gibt sie wieder in seiner nüchtern-puristischen Erzählweise und verleiht ihnen dadurch zum Teil einen paradox-fantastischen Anstrich. So schwebt z. B. ein Ufo über dem Kirchentag in Hamburg. In „Schwör“ versichert der Sänger einem Freund in der Psychiatrie, dass dieser lebend herauskommt. Und die trockene Antwort auf einen Heiratsantrag kommt mit: „Das Mit Dem Glücklichsein Ist Relativ“. Der 46-jährige Sänger verpackt ernste Themen in wunderschöne Instrumentierungen. Die Jazz-Ballade „Die Abbiegung“ ist das Trennungs-Manifest eines verletzten Mannes, ein Liebeslied in Zeiten der Krise: „Ich werd immer auf deiner Seite sein. Egal was war, egal was kommt. Aber als dein Feind werd ich dir nich’ mehr zur Verfügung stehn, weil ich nich’ mehr kann, weil ich nich’ mehr will.“ Die wohl schönste Bridge des Albums hält das Bossa-Nova-Stück „Morgen Ist Egal“ parat: „Ich hab so lang auf dich gewartet. Ich war traurig ohne Grund, auf den ich sinken konnt’. Ohne dich is’ mir einsam und kalt. Und morgen is’ egal.“ Morgen ist egal – Niels Frevert macht großartige Musik für den Moment, über die verrückten, traurigen, glücklichen und absurden Geschichten, die so nur das Leben schreiben kann.
Unter allen Freunden von ByteFM verlosen wir einige Exemplare des Albums. Wer gewinnen möchte, schreibt eine E-Mail mit dem Betreff „Niels Frevert“ und seiner/ihrer vollständigen Postanschrift an radio@byte.fm.
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