Neue Platten: We Are Scientists – „TV en Français“

We Are Scientists - TV en Français (100%)We Are Scientists – „TV en Français“ (100%)

7,2

Voll hängen geblieben, diese Band. Also nicht nur so ein bisschen nostalgisch und 2005-besessen. Nee, so richtig versackt. Beinahe schon gestrig. Ob Keith Murray und Chris Cain aka We Are Scientists das stört, wagt man ob ihrer offensichtlichen Freude am Sound des beginnenden 21. Jahrhunderts allerdings zu bezweifeln.

Die Herren aus New York machen seit ihrer Gründung 1997 guten, alten, klassischen Indie. Ohne Elektro, ohne Bumm-Zack-Offbeat, ohne fancy Hipster-Stuff. Dafür mit omnipräsenter Gitarre, wenig innovativem Schlagzeug und stets mehrstimmigem Gesang. Das war schon immer so bei denen. Da gab’s nie große Überraschungen. Schließlich sind das Kinder der Nullerjahre-Indie-Alternative-eigentlich-British-Music-geprägten Generation. Okay, sie selbst nennen es manchmal Rock, was sie da spielen, den kann man dann auch hören, wenn man ihn gezielt sucht. Aber eigentlich ist die Musik des Duos indiegster Indie, wie ihn die 2000er-Jugend noch kennt. So richtig fetzig halt.

Nun liegt 2005, das Durchbruchsjahr von We Are Scientists, schon ein bisschen zurück. Die Band wurde älter, aus dem Trio wurde ein Duo. Gäbe es ein Handbuch für erfolgreiche Musiker, wäre dies wohl die ideale Voraussetzung für: Man hat sich weiterentwickelt. Man ist erwachsener geworden. Persönlich. Beruflich. Musikalisch … Pustekuchen.

We Are Scientists mögen älter geworden sein, das ein oder andere graue Haar hat sich eingeschlichen, Lebenserfahrungen wurden gesammelt – so what? Kein Grund, den Sound zu ändern. Das nunmehr fünfte Album „TV en Français“ klingt wie von vor neun Jahren. Da gibt’s keine Neuerungen, keine Weiterentwicklung, kein Stilmixen oder Genregrenzen-Sprengen. Stattdessen straighter Indie, wie man ihn inzwischen nur noch selten hört. Noch immer omnipräsente Gitarren, noch immer wenig innovatives Schlagzeug, noch immer stets mehrstimmiger Gesang. Hier und da hört man Adaptionen der Großen der Indie-Szene raus: Von Death Cab For Cutie in „Return The Favor“ bis hin zu (dann doch mal) Rock à la Wolfmother in der Vorab-Single „Dumb Luck“ verwursten We Are Scientists die Helden ihrer Generation. Sie frönen eben den guten alten Zeiten. Das ist nicht voranbringend, das tut aber auch nicht weh. Im Gegenteil: Es macht richtig Spaß.

Insgesamt darf man beruhigt sagen: „TV en Français“ ist das, was die Musik von We Are Scientists schon vor neun Jahren war – richtig guter, alter, ursprünglicher Indie. Klar ist der vorhersehbar. Klar ist der für die elektroverwöhnte Jugend zu langweilig. Klar ist der was für Liebhaber der 2000er. Aber klar war hängen bleiben nie so fetzig wie mit dieser Platte.

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