Das beste Konzert seit Jahren – Suede live in Berlin

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Die britische Band Suede ist ein Phänomen. Sowohl ihre Musik als auch ihre Konzerte. Die Musiker um Sänger Brett Anderson prägten Anfang der 90er-Jahre den Sound des Britpop entscheidend mit und konnten dennoch an den Erfolg von Oasis oder Blur nie anknüpfen. Einige ihrer Alben floppten, vor etwa zehn Jahren folgte die Trennung der Band.

2013 veröffentlichten sie nun doch ein neues Album mit dem Titel „Bloodsports“, das von den Kritikern wohlwollend zur Kenntnis genommen wurde. Suede müssen niemandem etwas beweisen und wissen: Am besten funktioniert Musik, wenn sie an Erinnerungen von Menschen anknüpft. So auch am Montagabend in Huxleys Neuer Welt in Berlin. Suede begannen das Konzert mit drei Songs ihres neuen Albums, das zwar ganz und gar in ihrem Stil und ohne Überraschungen im Gehörgang verschwindet, aber die Songs sind zu neu, das Publikum gibt sich verhalten.

Auch Brett Anderson muss niemandem etwas beweisen. Er wirkte von der ersten Minute auf der Bühne an wie aufgeladen und sprang auf die und von den Verstärkern und Boxen, die er vor sich wie Spielklötze auf der Bühne drapiert hatte. Auch er wusste: Echte Begeisterung wird er nur für Erinnerungsstücke bekommen. Es folgten Klassiker wie „Trash“ und „Animal Nitrate“. Während „Drowners“ verließ Anderson die Bühne und verschwand im Publikum. Er watete durch die Menge, traf dennoch jeden Ton und stand genau zum nächsten Refrain wieder auf der Bühne.

Was für ein Mann! Er jonglierte mit dem Mikrofon und inszenierte sich auf der Bühne, wenn seine Silhouette mit ausgebreiteten Armen auf den Applaus wartete. Obwohl seine markante Stimme kraftvoll klingt, ließ er hohe Passagen vom Publikum singen, wohlwissend, dass seine Stimme dazu zumindest gestern nicht in der Lage war.

Nach einer Akkustik-Version von „She’s in Fashion“ und „Beautiful Ones“ und obwohl alle Hits, die man sich wünschen konnte, gespielt wurden, hätte das Konzert noch Stunden dauern können. Noch einen Song mehr um Brett Anderson über die Bühne wirbeln zu sehen, noch ein Gitarrensolo mehr von Richard Oaks, der dabei fast hinter seinem Verstärker verschwindet. Noch eine Erinnerung mehr hervorkramen, nur um auf dem Heimweg zu wissen: Das war das beste Konzert seit Jahren!

Weitere Deutschlandtermine von Suede – präsentiert von ByteFM:

19.11.13 München – Tonhalle
21.11.13 Köln – E-Werk

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