Bonobo – „The North Borders“

Cover des Albums The North Borders von BonoboBonobo – „The North Borders“ (Ninja Tune)

VÖ: 29. März 2013
Web: bonobomusic.com
Label: Ninja Tune

Der Track „Cirrus“ schlug Ende Januar hohe Wellen. Der Vorbote zu Bonobos fünftem Album „The North Borders“ überraschte unter anderem wegen der vergleichsweise ungewöhnlichen Gestaltung im House-Gewand mit einer im Viervierteltakt stampfenden Bassdrum. Nun kommt Simon Greens neues Werk heraus, womit sich der Brite auch auf neues Terrain wagt.

Galt Bonobo zu Anfang seiner Karriere um das Jahr 2000 aufgrund seiner Arbeit mit langsamen Broken Beats und Samples aus Soul, Jazz und Rare Grooves als Downbeat-Pionier, so war er 2010 mit seinem Album „Black Sands“ zu einem Produzenten gereift, der sich offen für Einflüsse aus Clubmusik zeigte und Elemente aus UK-Garage oder Dubstep in seine Tracks integrierte. Neben rhythmischen Anlehnungen nutzte er auch Synths und elektronische Bässe und verwob sie mit akustisch klingenden Elementen und zunehmend selbst eingespielten Melodielinien. Gleichzeitig erfuhr Bonobos Musik durch die Vielseitigkeit der Beats eine gefühlte Beschleunigung, die bei „The North Borders“ in einer Annäherung an gegenwärtige Clubmusik kulminiert.

Mit dem Album übertritt der Wahl-New-Yorker souverän die Grenze zu tanzbarer Musik, ohne bemüht zu wirken oder den Anschein zu wecken, zwanghaft clubtaugliche Tracks produzieren zu wollen. Green stellt bei seinem neuesten Werk seinen charakteristisch warmen Klang gleichwertig neben neue Rhythmusstrukturen. Das tut seiner Musik gut, die statt der Langsamkeit die Schnelligkeit entdeckt und bei der aus dem Kontrast aus kraftvollen Beats und Melodien von Synthesizern, Streichern oder Harfen eine hohe klangliche Dichte entsteht.

Bonobo gelingt es mithilfe geschickter Arrangements, Emotionen hervorzurufen, die nie ins Extreme abdriften. Dem glasig-klackenden Garage-Beat von „Emkay“ wird ein warmer, aber kraftvoller Bass zur Seite gestellt, Streicher und Vocal-Samples harmonieren hervorragend mit der Rhythmusgruppe. Bonobo kombiniert wie bei „Don’t Wait“ immer wieder House-Beats mit harmonischer Dichte, sodass die Tracks weder ausschließlich im Club noch nur im Wohnzimmer zu Hause sind. Am forderndsten ist „Know You“, das mit seinem schnellen 2-Step-Beat und fast brutalem Bass die größte Nähe zu funktionaler Clubmusik zeigt. So schwellen die Spuren langsam an, bis es in der Mitte des Tracks zum Ausbruch kommt und nur noch die sehnenden Vocal-Samples, und der gallopierende Beat mit brachialer Bassdrum übrig bleibt.

Wie bei seinen letzten Alben lud Bonobo auch für sein neuestes Werk Gastsänger und -sängerinnen ein. Eine davon ist Szjerdene, deren Stimme sowohl „Transits“ als auch „Towers“ bereichert. Neben der Schwedin Cornelia, die mit ihrer sanften Stimme den schönen und entspannten Abschlusstrack „Pieces“ schmückt, hat Green auch mit bekannteren Namen wie Grey Reverend und Erykah Badu zusammengearbeitet. Ersterer ist auch als L.D. Brown und Mitglied des erweiterten Kreises des Cinematic Orchestra bekannt und erhöht noch den Ohrwurmcharakter des Eröffnungsstückes „First Fires“. Die Zusammenarbeit mit der Nu-Soul-Koryphäe Badu mündet in „Heaven For The Sinner“, das eine desto stärkere Wirkung entfaltet, je öfter man es hört.

Bonobo findet auf „The North Borders“ sowohl die Balance zwischen Instumentalstücken und Vocaltracks als auch zwischen Wohnzimmer und Club und erzählt eine Geschichte, die ihren roten Faden in der authentischen Emotionalität hat, die weit entfernt von Kitsch liegt.

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