Neue Platten: Buke And Gase – "General Dome"

Buke And Gase - General Dome (Altin Village & Mine)Buke And Gase – „General Dome“ (Altin Village & Mine)

8,0

Was für ein Glück, dass Arone Dyer und Aron Sanchez alias Buke And Gase im Jahr 2009 zur richtigen Zeit am richtigen Ort ein Konzert spielten, denn wer weiß schon, ob die Brassland-Label-Mitbegründer Aaron und Bryce Dessner von The National sonst auf sie aufmerksam geworden wären. In einer Bar gleich um die Ecke des National-Studios wurde das Duo entdeckt und direkt unter Vertrag genommen. Diese zufällige Zusammenkunft der New Yorker beschert uns dieses Jahr „General Dome“, das zweite Album der zwei Ausnahmemusiker.

Ausnahmemusiker ist so ein Begriff, mit dem man im Musikjournalismus-Jargon gerne mal um sich wirft, doch bei Buke And Gase passt kaum eine Bezeichnung besser: Die Frau/Mann-Combo erzeugt mit selbst gebauten oder umfunktionierten Instrumenten einen Klang, hinter dem man eher eine vierköpfige Band vermuten würde – und das ganz ohne Loopeffekt. Dabei spielen beide gleich mehrere Instrumente gleichzeitig. Die Band hat sich DIY, den do-it-yourself-Ethos, groß auf die Fahne geschrieben, und sich so auch schlicht und einfach nach ihren eigens konstruierten Instrumenten benannt: Dyers Klangwerkzeug „Buke“ ist eine sechsseitige Bariton-Ukulele, Sanchez spielt auf dem „Gase“, einem Gitarre-Bass-Hybrid. Als wäre es nicht schon genug, ein Instrument in einem Moment beherrschen zu können, kommt noch auf die Füße zugeschnittene Percussion dazu, die eine dritte Person für das Schlagzeug schlichtweg überflüssig machet. Dyer legt mit ihrer hellen, durchdringenden und manchmal künstlich verzerrten Stimme dann noch die passenden Melodien über den Beat und schon ist die Illusion perfekt: Da, wo mindestens Vier vermutet werden, spielen nur Zwei.

„General Dome“ wurde in Industriegebietsatmosphäre zwischen Bahnschienen, Lagerhäusern und dem Hudson River in einem höhlenähnlichen Raum aufgenommen. Die äußeren Umstände in Form von Zuggeräuschen, plötzlichem Gerumpel und einem natürlichen Hall bilden die Soundkulisse des Albums. Die Stimmung ist eher düster, treibend und mit einem Schuss Wahnsinn durchzogen, der sich in vielen experimentellen Songpassagen, beispielsweise in „General Dome“ und „Twisting The Lasso Of Truth“ ganz ohne Scheu in den Vordergrund drängt. Wirklich eingängig ist die Platte nicht, der Fokus liegt doch mehr auf dem Experimentellen, dem dissonanten Zusammenspiel von Dyers Stimme und dem rauen Sound der selbst gebauten Seiteninstrumente. Ausnahmen, die rhythmisch sofort in Ohr und Bein gehen, sind Songs wie „Houdini Crush“, „Hiccup“ und „Split Like A Lip, No Blood On The Beard“. Hier erscheint urplötzlich die Assoziation mit einigen Songs der ebenfalls aus New York stammenden Yeah Yeah Yeahs. Die restlichen Songs brauchen da teilweise etwas länger, um sich im Kopf festzusetzen, was aber keinesfalls heißen soll, dass sie nicht ebenso gut sind. Hier eröffnet sich nach dem dritten oder vierten Mal Hören dann das, was andere Songs des Albums schon zu Anfang mitbringen. Ab und zu gehen die experimentellen Wirrungen aber leider so weit, dass das angenehme Zuhören langsam anfängt schwerzufallen, so in Teilen bei „Hard Times“ und „Cyclopean“.

Eines steht fest: „General Dome“ entspricht keinem festgelegten Genre. Elemente von Blues, Folk und Rock mischen sich mit den verückten Klängen von Buke, Gase, Effektgeräten und Arone Dyers durchklingender Stimme. Wer ausnahmslos sanften, harmonischen Klängen lauscht, wird wohl keinen großen Gefallen daran finden. Wer eine Platte auch gerne dreimal hört, bis sie einem rundum gefällt und nach Musik mit Ecken und Kanten sucht, sollte unbedingt in das neue Album von Buke And Gase reinhören und für sich selbst entscheiden.

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