Foxygen – „We Are The 21st Century Ambassadors Of Peace & Magic“

Foxygen - „We Are The 21st Century Ambassadors Of Peace & Magic“ (Jagjaguwar)

Foxygen – „We Are The 21st Century Ambassadors Of Peace & Magic“ (Jagjaguwar)

Nein, wir sind nicht mehr in den 1960ern, wir sind im 21. Jahrhundert, im technologischen Hamsterrad, jetzt nicht mehr im kalten Krieg, dafür in ständiger Angst vor Maya-Kalendern, Fiskalklippen und dem fünften unbezahlten Praktikum. Foxygen kommen mit ihrer musikalischen Geisterbeschwörung genau zur richtigen Zeit! „You don’t need to be an asshole, we’re not in Brooklyn anymore“, kommt es von Sam France und Jonathan Rado und sie klingen dabei wie Bob Dylan. Die Helden dieser bezaubernden Platte sind inzwischen alt oder tot. Bob Dylan, die Beatles, The Doors, sie alle schweben durch die Xylofonklänge und Basslines dieses Albums. Klaus Walter befand in unserer Sendung Neuland, dass „We Are The 21st Century Ambassadors Of Peace & Magic“ ein komisches Album sei. Anders ließe sich auch kaum erklären, wieso das Aufrollen der 1960er-Jahre so neu und aufregend klingt. Die BBC erklärt das so: Foxygen machen traditionelle Rockmusik für eine Generation von Jugendlichen mit kurzer Aufmerksamkeitsspanne.

Während anderswo also spekuliert wird, was das eigentlich soll, mischen sich Erinnerungen an Bilder und Videos der Flower-Power-Generation mit den eigenen vom Blumenpflücken auf der Wiese, Kirschenklauen und heimlichen Kiffen auf dem elterlichen Balkon. Besonders gilt das für „San Francisco“, einer wunderbar kalifornienlastigen Hommage an Scott McKenzie („San Francisco“) und Konsorten.

Nicht Foxygen sind die Botschafter, sondern die Lieder sind es. Das Lebensgefühl einer vergangenen Zeit, das uns – zumindest wohldosiert – ganz gut bekommen könnte. Über „Shuggie“, die erste Single-Auskopplung der Platte, wurde schon hoch lobend geschrieben. Mit Glockenspiel und Flöten, singbar und tanzbar, das angebliche Highlight von „We Are The 21st Century Ambassadors Of Peace & Magic“. „If you believe in yourself you can free your soul, ba bada dada, baba bada dada“; der Track macht seinem Namen wirklich alle Ehre.

Dass er das Highlight ist, kann man vielleicht nicht direkt unterschreiben. Sperrig wie er ist, kommt das Jim-Morrison-esque Stück am ehesten noch an den Sound der ersten Foxygen-Platte „Take The Kids Off Broadway“ heran, eben mit diesem The-Doors-Sound. Das könnte man auch eine halbe Stunde auf Repeat hören, und man würde sich immer noch über Textstellen wie „you can’t be funny if you want to make money“ und „the 21st century is gonna kick your ass“ freuen. Man könnte so weitermachen. „On Blue Mountain“, das sich melodisch an keinem anderen als Elvis orientiert, verzeiht man sogar die häufig auftauchenden Bibel-Referenzen. Jeder einzelne Track ist eine Hommage an eine ganze Reihe Musiker von „damals“, aber mit den Stücken als Album kompiliert drücken Sam und Jonathan dem Ganzen einen frischen, eckigen 21st-Century-Stempel auf.

Das ByteFM Album der Woche.

In den ByteFM-Magazin-Sendungen spielen wir täglich Musik aus unserem Album der Woche. Die ausführliche Hörprobe folgt am Freitag ab 13 Uhr in Neuland.

Unter allen Freunden von ByteFM verlosen wir einige Exemplare des Albums. Wer gewinnen möchte, schreibt eine E-Mail mit dem Betreff „Foxygen“ und seiner/ihrer vollständigen Postanschrift an radio@byte.fm.

Das könnte Dich auch interessieren:

  • Klez.e – „Desintegration“ (Album der Woche)
    Mit "Desintegration" schauen Klez.e zurück ins Jahr 1989. Das Album ist eine Hommage an ihre Jugend und an damals wie heute vergötterte Wave-Bands wie The Cure, die Schwermut so schön in Musik verpackten....
  • Yard Act – „Where’s My Utopia?“ (Album der Woche)
    Slacker-Hop, Highlife-Gitarren und Disco-Punk: Auf ihrer zweiten LP „Where's My Utopia?“ streifen Yard Act das Post-Punk-Korsett ab – und klingen so befreit wie noch nie. Unser Album der Woche!...
  • Cover des Albums Somersault von Beach Fossils
    Die Songs von Beach Fossils klingen wie das Ende eines langen Tages am Meer: sanfte Erschöpfung, Sand im Haar, der Kopf angenehm weich. Auch auf „Somersault“ fängt die Band aus New York diese Stimmung wieder wunderbar ein....


Deine Meinung

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.