(Problembär Records)
9,5
Nachdem Nino Mandl (Der Nino aus Wien) und Natalie Ofenböck alias Krixi, Kraxi und die Kroxn ihr Debütalbum „Die Gegenwart hängt uns schon lange zum Hals heraus“ bereits im vergangenen Jahr drei Monate lang zum Gratisdownload online gestellt haben, erscheint dieses nun auch physisch, erweitert um ein paar Bonustracks.
Wer Krixi, Kraxi und die Kroxn noch nicht kennt, hat nun die Chance (na ja, eher die Pflicht – so gut sind sie!) das nachzuholen. Die neu Songs auf „Die Gegenwart …“ wurden von Mandl und Ofenböck zwischen Dezember 2010 und Juni 2011 gemeinsam geschrieben und dann mithilfe „besonderer Menschen“ (O-Ton Pressetext), u. a. Dirk Stermann (die deutsche Hälfte des deutsch-österreichischen Duos Stermann & Grissemann) und Robert Rotifer, aufgenommen.
Und was das für Songs sind! Angefangen mit dem groovy Opener „Hallo“ über das wirkliche traurige Stück mit dem einfallsreichen Titel „Traurig“ („Ich seh, ich seh, was du nicht siehst / ja, ich schau weg / weil du nicht sehen willst“) bis hin zu dem swingenden, waschechten Country-Stück „Country Love“ offenbaren die Kroxn eine Facette nach der anderen ihres musikalischen Spektrums und Experimentierwillens (ohne dabei je angestrengt oder verkopft zu wirken) – ein Resultat des Zusammenspiels mit den verschiedenen Gastmusikern bei jedem Stück.
Krixi, Kraxi und die Kroxn schaffen das bisher selten gelungene Kunststück, wirklich lustigen Dada mit Musik zu verbinden, ohne dass der Witz nach dem dritten oder vierten Spin der Platte langweilig wird, was auch dem Umstand geschuldet ist, das hier auch auf platte Kalauer verzichtet wird. Gepaart werden die durch das Spannungsfeld der einfallsreichen Melodien aus dem Zusammenspiel von Mandl und Ofenböck geprägten Songs mit zuweilen tiefen Einsichten in die sehnsuchtsvolle Bedeutungslosigkeit der Großstadt-Jugend, die den beiden Hauptprotagonisten sehr vertraut sein muss („Ich bin ein Partykäfer / wo ist die nächste Disco / was ist der coolste Club / aaah, ich bin ja schon längst drin / aaah, woanders bin ich ja nie“ oder auch „Ich bin so verliebt / in mein eigenes Profilbild / ich schaus mir immer an / das hab ich mir verdient“).
Das schöne an „Die Gegenwart …“ ist, dass hier keine Marketingstrategie, Zielgruppenausrichtung oder dergleichen dahintersteckt, sondern die beteiligten Musiker offenkundig die selbst gegebene Narrenfreiheit vollends auskosteten. Das Album scheint aus einer Idee entsprungen zu sein, wie sie originellen und witzigen Menschen wohl oft abends bierselig in Kneipen einfällt, aber am nächsten nüchternen Morgen mit all seiner Realität zu selten den Weg in ebendiese schafft. „Die Gegenwart …“ ist eine ganz besondere Platte, wie sie es heute zu wenige gibt. Danke Krixi, Kraxi und die Kroxn, dass ihr uns an eurer Welt teilhaben lasst.
Label: Problembär Records | Kaufen
Diskussionen
2 Commentspferdigkuchenhon
Mrz 28, 2012so schön. ich hör „hallo“ jeden tag mindestens einmal, das ist magie, wie medizin oder was noch besseres!
Alex
Apr 17, 2012dieses album übt eine unglaubliche, wenig greifbare magie aus. ein ganz fantastischer langspieler.