Presseschau 20.09.: Humor ist, wenn man trotzdem lacht.

(ByteFM)

Was ist Humor, meine Damen und Herren? Über diese Frage grübeln wir schon seit geraumer Zeit in der ByteFM Redaktion. Um Humor und Humorlosigkeit geht es heute auch in unserer Presseschau.

Der englische Schriftsteller William Makepeace Thackeray charakterisierte dieses Phänomen sinngemäß einmal so: Humor ist eines der besten Kleidungsstücke, die man in der Gesellschaft tragen kann. In dieses „Kleidungsstück“ schien auch Wyclef Jean zu schlüpfen, als er sich im Rahmen der New Yorker Fashion Week auf einer Benefizveranstaltung der amerikanischen Modedesignerin Donna Karan zugunsten von Haiti aufhielt. Freimütig bekannte sich das ehemalige Fugees-Mitglied dort gegenüber einem Pressevertreter als „großer Fan“ der republikanische Politikerin und Tea-Party-Aktivistin Sarah Palin, wie die taz heute berichtet. Wir belieben wohl zu scherzen, Monsieur Jean? Die Politikerin hatte Präsident Obama nach dem Erdbeben in Haiti dafür scharf kritisiert, dass er haitianischen Flüchtlingen Bleiberecht und Arbeitsgenehmigungen in den USA versprach.

„Ein bißchen gesunder Menschenverstand, ein bißchen Toleranz, ein bißchen Humor – wie behaglich es sich dann auf unserem Planeten leben ließe.“ (William Somerset Maugham) Für Toleranz mit einer ordentlichen Portion Humor setzten sich auch die Foo Fighters in Kansas City ein. Nachdem die US-amerikanische Rockband um Frontmann David Grohl mit einem freizügigen Werbevideo für ihre anstehende US-Tour den Zorn der radikal-konservativen Westboro Baptist Church auf sich gezogen hatte, protestierten die wütenden Glaubensanhänger vor dem Konzertveranstaltungsort der Foo Fighters in Kansas City und ließen mit Schildern wie „God Hates Fags“ ihrem Unmut freien Lauf. Die Band konterte mit einem Ständchen für die Protestler. Als Rednecks verkleidet performten David Grohl & Co. den Song „Keep It Clean“. Das ließ das Herz von so manchem Protestler höher schlagen, bis Grohl in der Mitte des Songs ein Plädoyer für Toleranz hielt, das auch die gleichgeschlechtliche Liebe umfasste. Das Video zu diesem speziellen Auftritt der Foo Fighters zeigt der NME.

Weniger humorvoll verlief am Sonntagabend die 63. Verleihung des Emmy – der bedeutendste Fernsehpreis in den USA (wir berichteten). Zwar erhielt die Serie „Mad Men“, die für ihren Schwarzen Humor bekannt ist, zum vierten Mal in Folge die Auszeichnung für die besten Dramaserie, aber das Publikum der Verleihung bekam nicht viel zu lachen. So durfte ein satirischer Beitrag zum Abhörskandal in Großbritannien nicht gezeigt werden, da der Chef des übertragenden Senders Fox Rupert Murdoch selbst ist. Das berichtet Spiegel Online.

Nur mit Humor konnte Julia Grosse, Kulturreporterin der taz, anscheinend ihr erstes Open-Air-Festival „zwischen stöhnenden Wodkawesen und Ecstasyorganismen“ überstehen . „Zu groß, zu teuer, immer die gleichen Senioren-Millionärsbands“, resümiert sie heute mit einer gewissen Resignation, aber auch unverhohlener Heiterkeit in der taz.

Ernsteren Themen widmet sich die Gallerie Abtart in Stuttgatt, die sich vom 16.09.– 05.11.2011 in einer Ausstellung den Kölner Avantgarde-Rockern von CAN zuwendet. Anlass ist da vierzigjährige Jubiläum der Platte „Tago Mago“ von CAN in diesem Jahr. Mehr Informationen zu der Veranstaltung gibt es hier.

Was ist Humor, meine Damen und Herren? Ich weiß es nicht, aber ich erkenne ihn, wenn ich ihn vor mir habe.

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