Konzertbericht: Timber Timbre in Berlin

Der Ort, an dem das Rockabilly-Blues-Projekt Timber Timbre auftritt, müsste eigentlich nach Harz riechen. Es müsste ein schwerer Waldgeruch über allem liegen, feuchte aber frische Luft müsste von der Bar bis zur Bühne reichen. Alles an Timber Timbre erinnert an das Empfinden unberührter Natur. Vom Namen über die Texte bis hin zum Waldschrat-Label Arts&Crafts. Als die drei Vollblutmusiker Taylor Kirk (Gesang und Percussion), Mika Posen (Violine und Keys) und Simon Trottier (Slide-Gitarre) am Mittwoch im Postbahnhof in Berlin auftraten, waberten Rauchschwaben über dem Publikum. Dann eben ohne Waldgefühl.

Timber Timbre verzichten auf die üblichen Effekte, um ihre Musik zu umranden. Der Saal bleibt konstant in ein rotes Licht getaucht, die Musiker sitzen und verschwinden für die Zuhörer im hinteren Teil des Raumes fast vollständig. Zumindest visuell, denn akustisch wird sich dem Spektakel aus unsauberem Gitarrenspiel, herzzerreißender Violine und treibendem Schlagzeug niemand entziehen können. Die besondere Atmosphäre ihrer Musik konnte schon 2010 beim Reeperbahnfestival in Hamburg entdeckt werden. Damals spielte das Trio in der St. Pauli Kirche und konnte in diesem spirituellen Ort zeigen, wie sich Blues in Richtung Folk weiter interpretieren lässt.

Die Stimme von Taylor Kirk erinnert zuweilen an Anthony Hegarty zu Beginn der Nuller-Jahre, als sein Gesang noch weniger durch Pathos als durch Stärke und Tiefe überzeugte. Von seinen Qualitäten als Sänger abgesehen, ist Taylor Kirk aber vor allem Geschichtenerzähler. Es geschieht nicht viel im Aufbau der Lieder von Timber Timbre, die Stücke ähneln sich und haben dadurch einen großen Wiedererkennungswert. Aber die Worte hinter den Melodien erzählen von Heimlichkeiten, Dämonen und Mystik. Deshalb hängt man als Konzertbesucher an den Sätzen Kirks und spinnt sich selbst seine Bilder zusammen. Bilder von Bewegungen auf Zehenspitzen, Flüstern und, man kommt nicht umhin: Wäldern, einsamen Hütten und was da noch so alles dazugehört.

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