Neue Platten: ClickClickDecker – "Du Ich Wir Beide Zu Den Fliegenden Bauten"

Wer? Was? Warum? ByteFM Redakteure besprechen eine Auswahl aktueller Neuerscheinungen.

Wer? ClickClickDecker heißt im echten Leben Kevin Hamann. Bereits seit den 90er Jahren macht er Musik, die er zunächst im Eigenvertrieb veröffentlicht hat. 2005 wechselte er zum Hamburger Label Audiolith. Dort sticht er aus dem eigentlich sehr elektronisch geprägten Band- und Künstlerkreis des Labels mit seiner relativ ruhigen, in klassischer Bandbesetzung und häufig auf der Akustikgitarre vorgetragenen Musik heraus. Mit „Du Ich Wir Beide Zu Den Fliegenden Bauten“ erscheint nach drei regulären Alben auf Audiolith nun ein Live-Album von ClickClickDecker.

Was? Die Stücke, die am Abend des 25. Septembers 2009 im Rahmen des Reeperbahn Festivals in den Fliegenden Bauten in Hamburg aufgenommen wurden, sind fast alle auf den bisher erschienenen ClickClickDecker-Alben enthalten. Dargeboten wurden sie von Hamann selbst und dem Gitarristen seiner Live-Band, Oliver Stangl, in reduzierten Fassungen. Die haben durchaus ihren Charme. Besonders das großartige „Dialog mit dem Tölpel“ ist in seiner für das Klavier aufbereiteten Fassung ein Genuss für die Ohren. Gerade Stangls gekonnter Umgang mit zahlreichen verschiedenen Instrumenten bringt Abwechslung und Spannung in das Nachhören dieses Konzertabends. Erfreulich ist, dass für das Album nicht ein beliebiges Konzert ausgewählt wurde, sondern ein besonderes, das mit extra dafür arrangierten Stücken glänzt.

Warum? Kevin Hamann fragt am Anfang: „Kann man das Licht vielleicht ein bisschen intimer auch für uns hier auf der Bühne machen? Das wär’ super!“ Gewiss, intim geht es die gesamte Dauer des Auftritts zu, nur schade, dass man das gedimmte Licht auf einer Musikaufnahme nicht sehen kann. Ein Konzert besteht schließlich nicht nur aus Tönen, sondern zum gleichen Teil aus visuellen Eindrücken. Hamann wollte die Möglichkeit schaffen, diesen besonderen Moment seiner Künstlerkarriere mit anderen Menschen zu teilen. Geteilt hat er ihn aber in erster Linie mit den Menschen, die den Moment in der Realität mit ihm zusammen erlebt haben. Voraussetzung, um dieses Album in vollen Zügen genießen zu können, ist deshalb, ClickClickDecker wenigstens ein Mal tatsächlich live gesehen zu haben, oder, im besten Fall sogar an besagtem Abend im Zelt der Fliegenden Bauten anwesend gewesen zu sein. Denn dann wird man sich daran erinnern, was für eine spezielle, intime Stimmung damals herrschte und wie sympathisch die beiden Musiker auf der Bühne waren. Und wenn man nicht dabei war, bleibt einem immer noch die Tatsache, dass Hamann einer der besseren auf Deutsch textenden Songwriter ist. „Was kann es Beschisseneres geben, wenn du die Freiheit hast, zu gehen und trotz allem lieber bleibst?“, fragt er. Und tatsächlich bleibe ich lieber und höre mir das Album komplett an. Nicht mal beschissen ist das, sondern sehr schön. Aber ich war ja damals auch dabei.

Label: Audiolith | Kaufen

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