How To Dress Well – "Love Remains"

VÖ: 04.02.2011
Web: http://howtodresswell.blogspot.com/
Label: Triangle

Tom Krell ist „every woman“, sagt er selber. Tom Krell ist “falsetto-cranking” Indie-Soul: “Sexual slow-jams from the bottom of a well”, sagen andere. Justin Timberlake durch den Duschvorhang, wieder andere. Tom Krell war mal Brooklyn-Hipster und ist jetzt Philosophie-Student in Köln. Vor allen Dingen ist Tom Krell aber How To Dress Well.

Vor sieben Jahren legt sich der US-Amerikaner das umständliche Pseudonym zu, als er in einem Second-Hand-Buchladen auf ein Exemplar mit diesem Titel trifft. Ein anderes Buch, das er auch erwirbt, heißt „How To Photograph Women Beautifully“. Doch der Name ist nun wirklich zu lang und irgendwie misogyn, findet Krell, und so wird eben die Stilfrage zum Künstlernamen.

Nein, so wirklich hilft das Also-Known-As nicht, um zu verstehen, was die Musik von How To Dress Well ausmacht. Übrigens eine Musik, die vom amerikanischen Pitchfork Magazine auf Platz 19 der wichtigsten Alben aus 2010 landet (und die, guten Morgen Deutschland, jetzt auch endlich bei uns in den Läden steht). Erst als Tom Krell nach Köln zieht, nimmt das Projekt How To Dress Well Formen an. Schon als Kind liebt er es zu singen, später spielt er in Gitarrenbands. Doch irgendwann ist er genervt vom Gitarrensound und kehrt der Musik für eine lange Weile den Rücken. Nach der Auszeit konzentriert er sich auf seine Stimme, loopt sie zu immer mehr Schichten übereinander und tritt mit Freunden und für Freunde in Bars rund um Brooklyn auf. Dann, in Deutschland, trifft er auf einen Gleichgesinnten und gemeinsam veröffentlichen sie eine Vielzahl von Songs, die der Reihe nach auf dem Blog http://howtodresswell.blogspot.com/ erscheinen. Im Netz ist How To Dress Well kein Unbekannter mehr.

Was die Musik ausmacht, ist der matschige, diffushallige R’n’B-Sound, wie eingangs beschrieben, wie vom feuchten Grund eines Brunnen. Zum R’n’B gehört es heute, möglichst „glossy“, möglichst glatt zu klingen. In Krells Brunnen reflektiert nichts ungebrochen, der Sound stößt sich an den vielen Samples, an der Übersteuerung und wird dumpf und steigt geheimnisvoll empor. Mit Leichtigkeit könnte Tom Krell aus seinen Songs zugängliche Radiohits produzieren – die Melodien sind da – aber wir freuen uns, dass er sich dagegen sperrt.

Das ByteFM Album der Woche – mit freundlicher Unterstützung von Panasonic.

Jeden Tag spielen wir im ByteFM Magazin zwischen 15 und 17 Uhr einen Song aus unserem Album der Woche. Das ByteFM Magazin am Abend läuft dreimal in der Woche: montags, mittwochs und freitags. Dann jeweils ab 19 Uhr und garantiert auch einem Song aus dem Album der Woche. Die ausführliche Hörprobe folgt am Freitag ab 13 Uhr in Neuland – der Sendung mit den neuen Platten.

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Diskussionen

0 Comments
  1. posted by
    Presseschau 37.06.: : ByteFM Magazin
    Jun 27, 2011 Reply

    […] „Die Finsternis im Pop hat eine Wiege.“ Zum Künstlerverzeichnis zählen Holy Other, oOoOO und How To Dress Well. Letztgenannter stellte Anfang 2011 unser Album der […]

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