28.08.: Aufhören!


Über ein „geheimes Kapitel“ aus dem Leben des Christoph Schlingensief berichtet Die Welt. Der kürzlich in seinem 49. Lebensjahr an Krebs gestorbene Regisseur war in seiner Jugend nämlich Musiker. Vier Kaiserlein hieß seine Band in den frühen 80ern, von der er in der letzten Phase seines Lebens immer häufiger sprach. Die Gruppe zählte zum Wirkungskreis der Neuen Deutsche Welle Band Freiwillige Selbstkontrolle (FSK), existierte jedoch nicht sehr lange und veröffentlichte nur ein einziges Lied.
Zur Musik zog es Schlingensief, nachdem er an der Münchner Filmhochschule abgelehnt worden war. Das erste Konzert der Vier Kaiserlein 1982 in der Aula der Kunstakademie München wurde von einem Kritiker der Süddeutschen Zeitung als „unverfrorener Dilettantismus“ bezeichnet, der das Publikum mit Noten und Textblättern provoziert hätte. Er habe viele „Aufhören!“ Rufe gehört.

„Aufhören!“ rufen möchte man auch Angesichts des dieser Tage erscheinenden Buches von Thilo Sarrazin. Diesem hat der Spiegel eine ganze Themenseite gewidmet, inklusive Vorabdruck sowie Portrait und Zitatesammlung des für seine populistisch-rassistischen Aussagen umstrittenen Berliner Ex-Finanzsenators und jetzigen Vorstands der Bundesbank. Ob diese prominente Auftrittsfläche zum Zwecke der Aufklärung dient oder doch nur Geschäftemacherei ist, fragt die taz heute in einem Interview den Spiegel Chefredakteur Mathias Müller von Blumencron. Der hält dagegen, dass man um Debatten einzuleiten, auch Beiträge drucken müsse, mit deren Aussagen man nicht einverstanden sei, er habe aber lange mit sich gerungen. Ob ausgerechnet ein so radikal populistischer Text die Debatte voranbringe? Sarrazin sei eine Stimme des öffentlichen Lebens, die sich auf diese Weise einbringe, so Blumencron.

Was Sarrazin hinsichtlich Ausländerdebatte ist, das stellt wohl Eva Herrmann zum Thema Mutterschaft dar. Die kommt aber heute nicht zu Wort. Stattdessen werden ebenfalls in der taz, aufgrund des umstrittenen Buches der französischen Philosophin Elisabeth Banditer deren kontroverse Thesen zu Müttern, Heim und Herd diskutiert. Banditer ist in Frankreich eine Art Hohepriesterin der republikanischen Werte und sieht in der übersteigerten Mutterliebe gerade bei gebildeten Frauen eine Gefahr für die Emanzipation der Frau.

Zum Mutter werden braucht es erst mal den richtigen Partner. Unzählige Partnerbörsen bieten dafür im Internet ihre Dienste an. Über die Kuppleragentur alikewise.com berichtet die Süddeutsche Zeitung. Anhand seines Lieblingsbuches soll hier der perfekte Partner gefunden werden.

Eine Alternative zum Stumpfsinn des Alltags ist für die taz das neue Album „Fukui“ der Hamburger Band Stella. In einer ausführlichen Besprechung der Platte wird an die guten alten Zeiten des heute nicht mehr existierenden Labels L’age D’or erinnert, das lange als „Verwertungsgesellschaft für Musikexperimente“ aus Hamburg fungierte und unzählige Bands hervorbrachte, wie zum Beispiel Tocotronic, als sich noch sonst niemand für deren Sound interessierte, Die Sterne und eben auch Stella, die sich nun nach mehrjähriger Pause zurückmelden. Eine Rezension zur Stella-Platte gibt’s übrigens auch im ByteFM Magazin zu lesen.

Das könnte Dich auch interessieren:



Deine Meinung

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.